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1. (Sechstes und siebentes Schuljahr) - S. 196

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
196 der neue Stand der Winzer, der die Frucht in Bottichen keltert. Mit dem fremden Getränk sind zugleich neue Trinkgefäsze gekommen: neben dem Horn und der Schale, woraus man früher zu trinken pflegte, wird jetzt der Wein aus Bechern und Humpen geleert, und zeitig schon füllte man ihn in die ebenfalls den Römern entlehnte Flasche. Auch die Wohnung wird unter römischem Einflüsse kunstvoller und fester. Neben den alten Holz- und Erdbauten tauchen massive Häuser aus Steinmauern auf, die mit Kalk übertüncht und mit Ziegeln oder Schindeln bedeckt sind. Der innere Raum zerfällt nun in Stube und Kammer, an die sich der Speicher als Aufbewahrungsort des Getreides anschließt. Über dem Wohnraum befindet sich der Söller, unter ihm der Keller, der unterirdische Vorratsraum. In das Innere des Hauses zieht größere Bequemlichkeit ein: man lernt den Schemel zum Sitzen, den Pfühl zum Ruhen kennen, und schon fängt man an, aus besonderen Schüsseln zu speisen. Mit manchem andern Gerät antiker Kultur findet jetzt auch der Spiegel in dem germanischen Hause Ausnahme, und wo einst nur das Herdfeuer geflackert hat, brennen Kerzen und Fackeln. Selbst die Haustiere, die Genossen der Kinder, bleiben nicht die alten ausschließlich; zum Hunde gesellt sich die Katze und zum Rosse der Esel. Solcher Wandel der Kultur mußte natürlich auch auf die Beschäftigung der Germanen einwirken. Ganz neue Erwerbszweige tauchen auf. Es sind nicht nur Römer, die den Handel in Händen gehabt haben, sondern auch Germanen haben sich damit abgegeben. Es läßt sich nicht leugnen, daß die germanische Rasse von Natur eine große Neigung für den Handel hat, und überall, wo ihr die Anregung zu ihm gekommen ist oder wo die Lage des Landes auf ihn hingewiesen hat, finden wir bei einem großen Teile der Bevölkerung den Handel als Mittelpunkt der Lebensinteressen. Aber wo immer wir diese Beschäftigung antreffen mögen, überall zeigt auch bei ihr der Germane einen ausgeprägten Sinn für rechtliches Tun und Handeln; er verabscheut Hintergehung und Betrug sowohl bei Freunden wie bei Feinden und wird deshalb nicht selten das Opfer seiner Ehrlichkeit. Von der Römerzeit an nimmt der deutsche Handel, wenn auch nicht seinen Anfang, so doch besondern Aufschwung. Am Rhein und an der Donau, wie im Innern das Landes entsteht bereits eine Art Märkte; dort verkehren die Deutschen mit Römern, hier mit ihren Stammesgenossen. Aber auch zu den nordgermanischen Stammesbrüdern weisen die Verkehrswege, und mancher Gegenstand ist durch die Deutschen zu Lande oder zu Wasser
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