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1. (Sechstes und siebentes Schuljahr) - S. 256

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
253 gehobenen Arm ließ einer sinken, ein Schwanken, ein Schrei, er stürzte herab, der andere ihm nach, gebrochenen Genicks lagen sie im Klosterhof. Die Ungarn trugen die Leichname in den Kloster- garten. Aus Holzstämmen ward ein Scheiterhaufen geschichtet und die Lücken mit Bänden aus der Bücherei des Klosters gefüllt. Dann schritten sie zum Hofe. Den ganzen Heuvorrat des Klosters hatten die Ungarn umhergestreut und lagerten drauf, des Mahles gewärtig. Ein Ochse ward am Spieße gebraten. Was sonst der Klosterküche Vorrat bot, ward gereicht; sie fielen hungrig darüber her. Aufrecht stand das große Weinfaß im Hofe, ein jeder schöpfte daraus, soviel ihm beliebte, da und dort kam ein kunst- geformter Kelch als Trinkgefäß zum Vorschein. Auch Heribald brachten sie Weines die Hülle und Fülle. Wie er aber stillvergnügt daran nippte, flog ihm ein halbgenagter Knochen an den Kopf. Er schaute schmerzlich auf; aber er schaute, daß noch manchen der Schmausenden ein gleiches Schicksal ereilte. Sich mit den Knochen werfen, war ungarischer Brauch anstatt eines Nachtisches. Weinwarm begannen sie darauf ein ungefüges Singen. Zwei der jüngeren Reitersmänner trugen ein altes Lied zum Preise des Königs Etzel vor. Wie Eulenschrei und Unkenruf klang der Chor. Der Jubel ging zu Ende, der Wein war verbraucht, da gebot der Führer, die Toten zu verbrennen. In eines Augenblickes Schnelle saß der Schwarm zu Rosse, in Reih und Glied ritten sie zum Scheiterhaufen. Vom ältesten der Ungarn wurden der Toten Pferde erstochen und zu ihrer Herren Leichen gelegt, einen schauerlichen Weihespruch rief der greise Ungar über die Versammelten, dann schwang er den Feuerbrand und entzündete den Holzstoß. Eine mächtige Rauchsäule stieg gegen Himmel. Mit Ringkampf, Waffen- spiel und Wettrennen ward der Toten Gedächtnis gefeiert. Die Sonne neigte sich zum Untergehen. Die Ungarnschar verblieb die Nacht im Kloster. 157. Der gleitende Purpur. Konrad Ferdinand Meyer. 1. „Eia Weihnacht! Eia Weihnacht!" Schallt im Münsterchor der Psalm der Knaben. Kaiser Otto lauscht der Mette, Diener hinter sich mit Spend' und Gaben.
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