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1. (Sechstes und siebentes Schuljahr) - S. 292

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
292 Der Einzug des Gewählten gestaltete sich schon zu einem hohen Feste. Die Kurfürsten und einige Ratsherren fuhren dem neuen Reichsober- haupte entgegen und erwarteten es unter einem Zelte. Dort bot der Rat der Stadt ihm die Schlüsse! an, die jener ihm sofort zurückgab. Unter dem Läuten der Glocken und dem Donner der Kanonen fand dann der Einzug in dem prächtig verzierten Staatswagen statt. Es hatte sich ein großer Menschenstrom zu diesem Feste in die Stadt ergossen; und viele Händler suchten die Gelegenheit auszunutzen. Am Krönungstage war ein buntes Treiben auf den Gassen. Scharen von Menschen strömten hin und her. Die Glocken erklangen, Trommeln wirbelten, Trompetengeschmetter ließ sich hören; die Stadtmiliz wie die Bürgergarde standen in voller Parade da. Um 8 Uhr begaben sich die geistlichen Kurfürsten in prächtigem Aufzuge mit großem Gefolge zum Dom, während die weltlichen den Kaiser zu Pferde abholten. Am Altare legte der Erzbischof von Mainz dem Gewählten einige Fragen vor und ließ ihn den Herrschereid schwören. Dann fragte er die Ver- sammelten, ob sie den Erhobenen zum Könige haben wollten, worauf ein Knabenchor „Fiat! fiat!“ (Es geschehe!) sang. Darauf erfolgte die Salbung an verschiedenen Teilen des Körpers. In der Wahlkapelle wurde dann der altehrwürdige kaiserliche Ornat angelegt, und nun fand die Krönung zum Oberhaupte des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation durch den Kurfürsten von Mainz statt unter Beteiligung der von Cöln und Trier. Vor dem Altar wurde er mit Schwert, Ring und den andern Insignien geschmückt, zuletzt mit der Krone. Dann bestieg er den Thron und nahm den Ritterschlag vor. Die Straße bis zum Römer war mit einer Vretterbrücke belegt und diese mit rotem Tuche bedeckt. Auf ihr nahte jetzt der neue Herrscher, aus deni Haupte die edelsteingeschmückte Krone, in der Rechten das Zepter, in der Linken den Reichsapfel. Trommeln und Pauken wurden gerührt, Trompeten schmetterten helle Fanfaren; dazu wurden die Geschütze auf den Wällen gelöst, und alle Glocken der Stadt sandten ihren feier- lichen Gruß herab. Die dichtgedrängte Menge hält es nicht länger: donnernder Jubelruf ertönt und pflanzt sich fort von Mund zu Mund. Trabanten, Diener, Lakaien, Kuriere eröffneten den Zug. Dann kam das vornehme Gefolge der Wahlbotschafter, alle entblößten Hauptes, in kostbaren spanischen Mänteln, und hierauf die Hofmarschälle mit ihren Stäben in ihren über und über glitzernden, gold- und silbergestickten Ealaröcken und Uniformen. Dann nahte des Kaisers Majestät unter
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