1913 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Breidenstein, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn ob zwar etliche
anfingen zu metzgen, zu sieden und zu braten, daß es aussah,
als sollte ein lustig Mahl gehalten werden, so waren hingegen
andere, die durchstürmten das Haus unten und oben. Andere machten
von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große Päcke zusammen,
als ob sie irgendwo einen Krempelmarkt anrichten wollten; was
sie aber nicht mitzunehmen gedachten, wurde zerschlagen. Etliche
durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, als ob sie nicht
Schafe und Schweine genug zu stechen gehabt hätten; etliche
schütteten die Federn aus den Betten und füllten dafür Speck, dürr
Fleisch und sonstiges Geräte hinein; andere schlugen Öfen und
Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu ver-
kündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und
packten die gebogenen und verderbten Stücke ein. Bettladen, Tische,
Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viele Klaftern dürres
Holz im Hofe lagen. Häfen und Schüsseln mußten endlich alle
entzwei, entweder weil sie lieber Gebratenes aßen, oder weil sie
bedacht waren, nur eine einzige Mahlzeit allein zu halten.
Unsere Magd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr
gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten
ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel
voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen
schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine Partei ander-
wärts zu führen, allda sie Menschen und Vieh hinwegnahmen und
in unsern Hof brachten.
Darauf fing man an, die Steine von den Pistolen ab- und an
deren Statt der Bauern Daumen aufzuschrauben und die armen
Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen,
wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in
den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren,
ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. Einem andern machten
sie ein Seil um den Kopf und reitelten es mit einem Bengel zusammen,
daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In
Summa, es hatte jeder seine eigne Erfindung, die Bauern zu peinigen,
und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater
war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er
mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und
jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn