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1. (Sechstes und siebentes Schuljahr) - S. 408

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
408 der Boden wird hart. Da werden die Blätter und Stengel der Pflanzen gelb, und endlich erscheint die ganze Steppe braun wie durch Feuer verbrannt. Doch hat das Steppengras durch die Entfärbung nicht feine Nährkraft eingebüßt, und es beginnt nun, ehe die Pflanzen völlig zu Staub zerfallen, die Heuernte in der Steppe. Da kommen aus den Dörfern und Städten die Menschen zu Tausenden mit Fuhrwerk aller Art, und alles mäht und ladet auf und fährt heim nach Kräften, und um jedes Bauernhaus erheben sich dann hohe Heuhaufen, welche den Wintervorrat enthalten. Die Kasernen entsenden ganze Kompagnien zur Heuernte in die Steppe. Die stärksten Stauden werden aber in besondere Bündel gebunden und bilden dann bei dem Mangel an Holz in vielen Häusern das ausschließliche Brennmaterial. Dem vorbei- fahrenden Reisenden erscheint es bei dem Anblick der Heuernte, als ob die ganze Steppe herrenlos sei und jeder schneiden könne, wo es ihm beliebt. Doch auch die Steppe ist längst verteilt, aber große Flächen sind nicht Privateigentum geworden, sondern bilden gemeinsames Besitz- tum einer ganzen Dorf- oder Stadtgemeinde. Hier darf jeder Erwachsene des betreffenden Ortes sein Vieh weiden und seinen Wintervorrat holen. Während dieser Zeit, wo das Steppengras dürr im Walde raschelt, ertönt zuweilen in den Dörfern der Schreckensruf: ,,Die Steppe brennt!" Ein schwarzer, dichter Rauch wälzt sich dann, vom Winde vorausgetrieben, vor dem Feuer her, das laut knisternd, aber verhältnis- mäßig langsam die harten Stauden verzehrt. Aber unaufhaltsam schreitet es vorwärts, aufgescheuchte Vögelschwärme ziehen dem Rauche voran. Schon manches Gehöft ist von einem solchen Steppenbrande verschlungen worden, wenn der Sturm alle Rettungsanstalten vereitelte. Bei Wind- stille wissen sich die Hirten in der Steppe und die bedrohten Dorf- bewohner vor dem langsam näher kommenden Brande wohl zu retten; Feuer muß gegen Feuer helfen! Sie zünden selbst die Steppe zu ihren Füßen an und brennen das Gras in weitem Umkreise nieder, so daß das große Feuer dann an eine leergebrannte Fläche kommt und in weitem Bogen vorüberzieht. Ebenso findet es oft ein Ende an den unglaublich breiten Steppenwegen, auf und an welchen die Ochsen der Fuhrleute und die Herden der Viehtreiber alles Gras gründlich abgefressen haben. Oft hat auch schon ein anderer Feind der Steppe alles verzehrt, was brennen könnte, dieser Feind sind die H e u s ch r e ck e n. Es vergehen oft Jahre, ohne daß Heuschrecken in der südrussischen Steppe gesehen
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