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1. Teil 3 = 6. u. 7. Schulj - S. 291

1911 - Breslau : Hirt
291 andrer Laut als das eintönige Surren des abflauenden Windes stört die erhabene Nutze der majestätischen Felswildnis. Hurtig klettern wir nach halbstündiger Rast die Gipfelschlußwand zum ersten Bande ab und verschwinden durch einen engen Spalt auf die Nord- seite des Turmes. In größter Eile geht's abwärts zur Stabeler Scharte. Den: plötzlich wild einsetzenden und von Süd und West gegen das Turmmassiv prallenden Sturmwind hatten wir durch unsern Abergang auf die Nordseite ein Schnippchen geschlagen und lachten über sein wüten- des Heulen. Doch der Mensch versuche die Götter nicht! Fahle Blitze und rollender Donner belehrten uns nur zu rasch, daß gar bald ein wilder Tanz um unser bißchen Leben beginnen sollte. Mann um Mann stemmten wir den Schlußkamin84 zur llbergangs- platte von: Stabeler zum Winkler hinunter, bis uns die schwere, etwa 20 Meter hohe Steilwand über der vereisten Scharte85 ein energisches Halt gebot. 3. Überwältigt von dem grausig schönen Schauspiel, das sich ur- plötzlich unsern Blicken bot, hielten wir alle drei staunend inne. Scheu glitt das Auge über die Nordwände des Stabeler und Winkler Turms in die fürchterliche Tiefe, blieb staunend an den wildzerrissenen Südwänden der Vajolett-Nordtürme haften, um starr den grellen Blitzschlangen zu folgen, die in schauriger Schönheit um die Berge leuchteten. Wieder schien so eine fahlblaue Feuerschlange über die Wand ins Kar86 gleiten, da inacht ein Donnerschlag den Berg in seinen Grundfesten erbeben, und rasender Hagelschlag peitscht aus grollenden Wolken auf beit heißen Fels hernieder. „Seilring legen und Seil einhängen!" brüllte ich meinen Vor- leuten in die Ohren, und was Blitz und Donner für Momente gelähint, das bringt der tosende Hagel aufs schnellste wieder zum Leben. Bis die Freunde den Sperrblock in der Stabeler Scharte unter ihren Füßen haben, stehe ich bereits bis zur Wadenhöhe im eisigen Hagel. Was kümmert einen in solchen Abseilmomenten auf Leben und Tod die gähnende Tiefe oder eine Pendelung von Wand zu Wand, daß einem die Knochen im Leibe zu knacken scheinen vom jähen Aufprall! Was schert man sich da um die in Fetzen gehende Haut! Jeder Nerv und jede Sehne ist auf das äußerste angespannt, und das ganze Denken sam- melt sich in dem einen Worte: „Hinunter!" Durch die Scharte tobt der Hagelsturm derart, daß die Freunde mit aller Leibeskraft das Seil gespannt halten mußten, damit mich die Wucht des Sturmes nicht in die Tiefe schleuderte. Immer wütender rollt der Donner in den Felswänden, ent hundert- faches Echo lösend; immer jäher folgt Blitz auf Blitz, und dazu rauschen 19*
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