1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Heider, Friedrich, Nohl, Walter
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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sie und vereinigte ihr Gebiet mit seiner Nordmark. Sehr nützlich
war ihm hierbei die Freundschaft des wendischen Fürsten Pribislav,
dem das Havelland gehörte, und der seinen Sitz in Brandenburg
hatte. Pribislav und seine Genmhlin Petrussa hingen im stillen
längst dem Christentum an. Da sie keine Binder hatten, schenkte
Pribislav dem Sohne Albrechts als Patengeschenk das Land der
Zauche und setzte den tapfern Askanier selbst zum Erben des Havel-
landes ein. Als er gestorben war, bemächtigte sich daher Albrecht
Brandenburgs; doch blieb sein Besitz nicht unbestritten.
3. Als einst Albrecht fern von seinem Lande weilte, überfiel
Jaczo von Cöpenick das Havelland. Brandenburg kam durch Verrat
in seine Hände; noch einmal erhob sich die dreiköpfige Triglafs-^68
gestalt auf dem Harlungerberge. Doch der rächende Arm war bald
zur Stelle. Auf drei Seiten umgab Albrecht die Stadt mit Ver-
schanzungen, von der vierten her erfolgte auf Kähnen der Angriff.
Noch ein heihes, gewaltiges Ringen zwischen Wenden und Deutschen,
zwischen Heiden und Christen, und der Triglaf verschwand für immer
von der Höhe bei Brandenburg. Nun gelang es Albrecht bald, die
Wenden bis zur Oder unter seine Herrschaft zu bringen. Er nannte
die eroberten Länder die Neumark, die bisherige Nordmark die Alt-
mark, sich selbst aber Markgraf von Brandenburg.
4. In das durch die blutigen Kriege entvölkerte Land nahm
er Ansiedler aus Holland und Flamland auf, die dort durch Über-
schwemmungen ihr Eigentum eingebüßt hatten. Gern folgten die
Unglücklichen der Einladung Albrechts. Sie liehen sich an den Ufern
der Elbe und Havel nieder, verwandelten die sumpfigen Gegenden
dort in fruchtbare Acker und verbesserten Ackerbau und Viehzucht.
Der sandige Bergrücken zwischen Wittenberg und Belzig führt von
den dort angesiedelten Flamländern noch heute den Namen „Flä-
ming", und die Orte Niemegk, Brück und Aken erinnern uns an die
Städte Nimwegen, Brügge und Aachen. Einen Zufluß der Havel
nannten sie in ihrer niederländischen Mundart Rhin zum Andenken
an den Rhein, den Fluh ihrer Heimat.
5. Aus dem fernen Palästina holte Albrecht die Johanniter
herbei. Die frommen Ritter mit dem schwarzen Mantel und dem
weihen Kreuz darauf machten sich nun eifrig ans Werk, christlichen
Glauben und deutsche Sitte und Sprache in dem heidnischen Wenden-
lande zu verbreiten. Bald entstand eine Menge deutscher Städte
und Dörfer im Lande. Die wendische Sprache verschwand mehr
und mehr, und allsonntäglich wurde in zahlreichen Kirchen und
Klöstern christlicher Gottesdienst gehalten, der auch je länger je mehr
von den einst heidnischen Wenden besucht wurde.