1912 -
Hannover
: Norddt. Verl.-Anst. Goedel
- Autor: Kippenberg, August, Rosteutscher, Waldemar
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mädchenmittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Weil's mich hegt und Pflegt,
auf den Armen mich trägt,
wacht, wenn ich bin krank,
gibt mir Speis' und Trank,
gibt mir Kleider und Schuh'
und viel Küsse dazu
und ist mir so gut,
wie's kein andrer tut.
Drum lieb' ich's so sehr,
kann gar nicht sagen, wie sehr, wie sehr!"
Robert Reinick.
25. Märchen vom süßen Brei.
Es war einmal ein armes, frommes Mädchen, das lebte
mit seiner Mutter allein, und sie hatten nichts mehr zu
essen. Da ging das Kind hinaus in den Wald. Es begegnete
ihm aber eine alte Frau, die wußte seinen Jammer schon.
Sie schenkte ihm ein Töpfchen. Wenn es zu dem sagte:
„Töpfchen, koche!" so kochte es guten, süßen Brei. Und
wenn es sagte: „Töpfchen, steh!" so hörte es wieder auf zu
kochen. Das Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim.
Nun waren sie ihrer Armut und ihres Hungers ledig und
aßen süßen Brei, so oft sie wollten. Auf eine Zeit war das
Mädchen ausgegangen. Da sprach die Mutter: „Töpfchen,
koche!" da kocht es, und sie ißt sich satt. Nun will sie,
daß das Töpfchen wieder aufhören soll, aber sie weiß das
Wort nicht. Also kocht es fort, und der Brei steigt über den
Band hinaus und kocht immerzu, die Küche und das ganze
Haus voll, und dann das zweite Haus und dann die Straße,
als wollte es die ganze Welt satt mächen. Es ist die größte
Not, und kein Mensch weiß sich da zu helfen. Endlich,
wie nur noch ein einziges Haus übrig ist, da kommt das
Kind heim und spricht nur: „Töpfchen, steh!“ Da steht
es und hört auf zu kochen. Und wer wieder in die Stadt
wollte, der mußte sich durchessen.
Brüder Jakob und Wilhelm Grimm.