Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Teil 1 - S. 292

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
292 durch ein Hinterpförtchen traten. Sie kamen spät am Abend dort zusammen und blieben hier solange beieinander, bis der Nacht- wächter seinen Abgesang machte und nach Hause ging. Eines Nachts schlug aber die Mönchsuhr viel zu früh. Da sah der Nachtwächter die Verschwörer aus dem Hause kommen und schöpfte Verdacht. Er zeigte, was er gesehen, am nächsten Morgen an. Man kam den Verschworenen auf die Spur, machte ihnen den Prozeß und ließ sie auf dem Fisch- markte vor dem jetzigen Stockhause hinrichten. Davon hat das Seitengäßchen, in das jene Hintertür hinausging, den Namen „Ver- rätergasse“ bekommen. In der Mauer über der Tür ist aber ein Stein befestigt, worauf man die Buchstaben Dvrt (der verräte- rischen Rotte Tür) und darunter die Jahreszahl 1527 liest. Die Mönchsuhr aber ist zur Erinnerung an diese Begebenheit absichtlich so gestellt worden, daß sie seitdem immer fünf Minuten vorher schlägt. Nach Grässes Sagenbuch. 305. Das blinde Rotz. Vor langen, langen Jahren lebte in der alten Stadt Vineta ein reicher Kaufmann, der mehrere Schiffe auf See hatte und viele Waren kaufte und verkaufte. Alles in seinem Hause sah Prächtig aus. Die Wände waren mit Tapeten beklebt, die Fußböden mit Teppichen belegt, und Herr und Frau gingen in lauter Samt und Seide. Im Stalle standen vier Füchse für die Kutsche und ein Schimmel zum Reiten. Dieser Schimmel war das schnellste Pferd in ganz Vineta, und Usedom (so hieß der Kaufmann) nannte ihn nur seinen liebenspring-in-den-Wind. Eines Tages ritt Usedom in einen Wald, um zu sehen, ob seine Waren noch nicht ankämen, die er erwartete. Plötzlich sprangen sechs Räuber auf ihn zu, und hätte nicht der Schimmel durch seine Blitzesschnelle den Herrn gerettet, nimmer würde er Vineta wiedergesehen haben; denn der eine Räuber hatte schon den Zaum des Pferdes ergriffen, und der andere hielt eine große Stange vor, über die aber der Schimmel wegsetzte. Über und über war das Pferd mit Schaum bedeckt, als es seinen Herrn nach Vineta zurückbrachte, und dieser nahm sich vor, es nie zu verkaufen und es nie zu verstoßen, sondern ihm täglich drei große Metzen Hafer zu geben bis zu seinem Tode. Doch allmählich vergaß Usedom, daß er dem Schimmel sein Leben verdanke, und gab ihm nur noch zwei kleine Metzen Hafer. Der Schimmel hatte sich nämlich an dem erwähnten Tage zu sehr erhitzt, ward steif, lahm und endlich auch blind. Sein Herr mochte nun nicht mehr auf ihm reiten und
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer