1910 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Tromnau, Friedrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Hans im Glücke.
133
hätte! Das schmeckt anders; dabei noch die Würste!“ —
„Hört, Hans,“ sprach da der Metzger, „Euch zu Liebe will ich
tauschen und will Euch das Schwein für die Kuh lassen.“ —
„Gott lohne Euch Eure Freundschaft,“ sprach Hans, übergab
ihm freudig die Kuh und ließ sich das Schweinchen vom
Karren losmachen und den Strick, woran es gebunden war,
in die Hand geben.
4. Hans zog weiter und überdachte, wie ihm doch alles
nach Wunsch ginge; begegnete ihm ja eine Verdrießlichkeit,
so würde sie doch gleich wieder gut gemacht. Es gesellte sich
danach ein Bursche zu ihm, der trug eine schöne, weiße Gans
unter dem Arme. Sie boten einander die Zeit, und Hans fing
an, ihm von seinem Glück zu erzählen, und wie er immer so
vorteilhaft getauscht hätte. Der Bursche erzählte ihm, daß er
die Gans zu einem Kindtaufschmause brächte. „Hebt einmal,“
fuhr er fort und packte sie bei den Flügeln, „wie schwer sie
ist; sie ist aber auch acht Wochen genudelt worden. Wer in
den Braten beißt, muß sich das Fett von beiden Seiten ab-
wischen.“ — „Ja,“ sprach Hans und wog mit der einen Hand,
„die hat ihr Gewicht; aber mein Schwein ist auch nichts Geringes.“
Indessen sah sich der Bursche nach allen Seiten bedenklich
um, schüttelte auch wohl mit dem Kopfe. „Hört,“ fing er
darauf an, „mit Eurem Schweine mag’s nicht ganz richtig sein.
In dem Dorfe, durch das ich gekommen bin, ist eben dem
Schulzen eins aus dem Stalle gestohlen worden. Ich fürchte,
ich fürchte, Ihr habt’s da in der Hand! Es wäre ein schlimmer
Handel, wenn sie Euch damit fingen; das geringste ist, daß
Ihr ins finstere Loch gesteckt werdet.“ Dem guten Hans ward
bange. „Ach Gott,“ sprach er, „helft mir aus der Not! Ihr
wißt hier herum besser Bescheid; nehmt mein Schwein da
und laßt mir Eure Gans!“ — „Ich muß schon etwas aufs Spiel
setzen,“ antwortete der Bursche, „aber ich will doch nicht
schuld sein, daß Ihr ins Unglück geratet.“ Er nahm also das
Seil in die Hand und trieb das Schwein schnell auf einem
Seitenwege fort. Der gute Hans aber ging, seiner Sorgen