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1. (Für das 4. und 5. Schuljahr) - S. 84

1910 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
84 Der kluge Sultan. kam und das freundliche Antlitz seines Vaters sah, da vermochte er nicht, wieder freundlich zu ihm hinaufzusehen. Venn er dachte: ,,wie sollte ich ihn fröhlich ansehen können, den ich betrübt habe? Kann ich doch mich selber nicht anblicken. L§ liegt mir wie ein dunkler Schatten in meinem herzen." — Jetzt trat der Vater herzu und reichte jeglichem seiner Kinder von den Früchten des herbstes, und Gotthold desgleichen. Da hüpften die Kinder herbei und freueten sich sehr und aßen. Gotthold aber verbarg sein Angesicht und weinte bitterlich. Va hub der Vater an und sprach: ,,Mein Kind, was weinest du?" — Und Gotthold antwortete: ,,Uch! ich bin nicht wert, daß ich dein Kind heiße. Ich kann es nicht länger tragen, daß ich vor dir ein anderer erscheine, als ich bin und mich selbst erkenne. Lieber Vater, tue mir ferner nicht mehr Gutes, sondern strafe mich, damit ich wieder zu dir kommen darf und aufhöre, mein eigener Lsuäler zu sein. Laß mich nur hart büßen für mein vergehen,- denn siehe, ich habe die jungen Bäumchen beraubt." Va reichte ihm der Vater die Hand, drückte ihn an sein herz und sprach: ,,Ich vergebe dir, mein Kind! Gebe Gott, daß dieses das erste und letzte Mal sei, daß du etwas zu verhehlen hast, vann soll es mir nicht leid sein um die Bäumchen." 77. Oer kluge 8u1tun. Johann Peter Hebel. Zu dem Großsultan der Türken trat, als er eben an einem Freitage in die Kirche gehen wollte, ein armer Mann von seinen Untertanen, mit schmutzigem Barte, zerfetztem Rocke und durch- löcherten Pantoffeln, schlug ehrerbietig die Ärme kreuzweise übereinander und sagte: „Glaubst du auch, großmächtiger Sul- tan, was der heilige Prophet sagt?“ Der Sultan, der ein gütiger Herr war, sagte: „Ja, ich glaube, was der Prophet sagt.“ Der arme Mann fuhr fort: „Der Prophet sagt im Alkoran: Älle Muselmänner sind Brüder. Herr Bruder, so sei so gut und teile mit mir das Erbe.“ Dazu lächelte der Kaiser und dachte: „Das ist eine neue Art, ein Almosen zu betteln,“ und gibt ihm einen Löwentaler. Der Türke beschaut das Geldstück lange auf der einen Seite und auf der anderen Seite. Am Ende schüttelt er den Kopf und sagt: „Herr Bruder, wie komme ich zu einem
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