1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: ,
- Hrsg.: Breidenstein, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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5. Und nun der Gürtel, der dich umkränzt,
Dich schmückt wie zum Hochzeitstage!
Hier dunkle Wälder, dort rauschende See,
Dort Gärten und Wiesen und waldige Höh' —
Wie ein Schleier darüber — die Sage.
6. Du Bernsteinland, du Ostseestrand,
Du truhiges Danzig, gedeihe!
Halt lang' noch im Osten die deutsche Wacht,
Ein Bollwerk gegen der Feinde Macht,
Du Sinnbild der deutschen Treue!
174. Ein Alt-Danziger Kaufmannsheim.
Johannes Trojan.
Mein Vater erwarb für 6000 Reichstaler ein Haus in der Brot-
bänkengasse, das damals noch die Nummer 667 trug, die es später mit
der Nummer 12 vertauschte. Schon im Frühjahr 1852 bezogen wir das
Haus. Von dem alten gelben Hause in der Hundegasse zu scheiden,
so glückliche Jahre wir auch darin verlebt hatten, wurde uns
nicht schwer, wenigstens uns Jüngern nicht, die wir immer noch jeden
Umzug als ein Fest betrachteten. Außerdem läßt sich nicht leugnen, daß
unser neues Haus sehr viel hübscher war als das alte. Es trug nicht
wie dieses den Anstrich des Neides zur Schau, wozu es auch keinen Grund
hatte, sondern war in ein gefälliges Grau gekleidet. Es hatte einen Bei-
schlag und einen stattlichen Eingang, über der Tür aber stand der Spruch:
„In vita hac non fixa domus stabilisque futura“, das heißt in der
Form des Herameters wiedergegeben: „Hier in der Welt ist das künftige
Haus nicht fest und beständig." Wenn man aber in diesem Spruch die
zugleich Zahlen bedeutenden römischen Buchstaben, die als Majuskeln
hervorgehoben waren, zusammenzählte, so kam man auf die Jahreszahl
1690. In diesem Jahre war das Haus gebaut worden, es war also
ein ziemlich altes Haus und besaß die Vorzüge und Mängel eines solchen:
einen gewaltig großen Hausflur, ein großes aber dunkles Kontor, in dem
auch bei Tage Licht gebrannt werden nutzte, eine vom zweiten Stock-
werk an finstere Treppe, viele wohnliche Stuben und weitläufige Neben-
gelasse. Das Seitengebäude zur linken Hand reichte nur bis zum dritten