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1. Teil 4 = 5. - 6. Schulj - S. 339

1913 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
339 Ein Druck auf den Knopf einer elektrischen Klingel ruft den Kellner herbei, der uns schnell eine Tasse Kaffee besorgt. So gleichmäßig und sicher gleitet trotz sausender Geschwindigkeit der Zug über die Schienen, daß nicht ein Tröpfchen unseres Getränks verschüttet wird und das Bier im Glase unseres Nachbars sich kaum bewegt. Die auf den Tischen liegenden Verzeichnisse belehren uns, daß alles, was Küche und Keller eines Hotels bieten, auch hier im Zuge zu haben ist: warme und kalte Speisen und Getränke aller Art. Dazu sind die Preise nicht einmal sehr hoch. Da wir es so bequem haben können, speisen wir natürlich in diesem „fliegenden Restaurant“ auch zu Abend, um für die lange Nachtfahrt, die uns noch bevor- steht, wohl vorbereitet zu sein. 3. In heiterer Unterhaltung mit Reisegefährten und im Be- trachten freundlicher Landschaftsbilder Hannovers, Westfalens und Rheinlands sind die ersten Stunden unserer Eisenbahnfahrt so schnell vergangen, als wären’s Minuten gewesen. Eben verrät uns ein dumpfes Dröhnen, daß der Zug über eine Brücke saust; bei einem flüchtigen Blick aus dem Fenster grüßen uns die grünen Fluten des Rheinstroms. Ein langer Pfiff der Lokomotive, ein Fauchen und Zischen, und wir befinden uns in der Riesenhalle des Kölner Bahn- hofs. Da wir bei der Abfahrt aus der Heimat einen „durchgehenden“ Wagen gewählt haben, so sind wir des Umsteigens überhoben. Nach kaum halbstündigem Aufenthalt geht gegen elf Uhr die Fahrt weiter. Wie dunkle Schatten grüßen uns bei der Ausfahrt aus der mächtigen Halle die riesenhaften Türme des Domes. Schon nach wenigen Minuten haben wir die alte Rheinstadt hinter uns. So gut es geht, versuchen wir, während der nächsten Nachtstunden ein wenig zu schlummern. Ohne es zu bemerken, haben wir den vaterländischen Boden verlassen, und schon sind wir ein gutes Stück durch das industriereiche Belgien gefahren, als unser Zug beim Morgengrauen auf der belgisch-französischen Grenzstation Maubeuges hält. Das an der deutsch - belgischen Grenze eingetretene belgische Zugpersonal wird jetzt durch echte Franzosen abgelöst. Hier empfangen wir in unserm Abteil auch den Besuch eines französischen Zollbeamten, der uns pflichtschuldigst fragt, ob wir nicht verzollbare Dinge wie Zigarren, Vorräte an Lebensrnitteln oder Getränken usw. bei uns führen. Scharf spähenden Auges prüft der kleine, dunkelhaarige Mann in Uniform und Käppi den Inhalt unseres Reisekoffers, den wir auf seine freundliche Bitte bereitwilligst geöffnet haben. Daß er durch einen prüfenden Griff in die Tiefe des Koffers die musterhafte Ordnung unsers Gepäcks ein wenig in ihr Gegen- teil verkehrt, dürfen wir ihm nicht übelnehmen. Da Zollpflichtiges 22*
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