1913 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Hrsg.: Kappey, Heinrich, Koch, Hermann
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Volksschule, Mittelschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Mittelschule, Gehobene evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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es von jener Räuberbande, die sich in einem Hinterhalt auf die
Lauer gelegt hatte, überfallen, und es entspann sich ein heftiger
Kampf. Remus wurde gefangen genommen, vor den König Amulius
geschleppt und angeklagt, daß er unschuldige Wanderer überfalle und
beraube. Als sich im Verhör aber herausstellte, daß der Gefangene
zu den Hirten Numitors gehöre, sandte ihn der König zur Bestrafung
an seinen Bruder.
7. Bis dahin hatte Faustulus sein Geheimnis treu behütet, jetzt
aber trieb ihn die Angst um Remus an, es zu verraten. Er begab
sich zu Numitor, seinem Herrn, teilte ihm die Herkunft der Zwillinge
mit und sprach auch die Vermutung aus, seine Pflegesöhne möchten
wohl 'königlichen Stammes sein, da sie gleichen Alters mit den
Kindern der Vastalin Rhea Silvia seien, die der grausame Amulius
hatte aussetzen lassen. Mit Verwunderung vernahm Numitor die
Kunde, musterte mit scharfen Blicken die Jünglinge, fand sie schöner,
stolzer und edler als die Söhne der Hirten und konnte nicht zweifeln,
daß Romulus und Remus seine Enkel seien. Hier war ein Wunder
geschehen: die Götter hatten die unschuldigen Kinder behütet und
mochten die stolzen Jünglinge wohl zu großen Geschicken aus-
erkoren haben.
8. Die Zwillinge warfen einen unerbittlichen Haß auf den Mann,
der ihre Mutter in Ketten gelegt und sie hatte umbringen lassen
wollen; sie beschlossen, den grausamen Tyrannen vom Throne zu
stoßen und ihren Großvater in seine Rechte wieder einzusetzen. Tn
der Stille sammelten sie eine Schar tapferer Hirten um sich, brachen
mit ihren Getreuen in den Königspalast ein, überwältigten die Diener
und erschlugen im Kampfe auch den Tyrannen Amulius. Als das
geschehen war, riefen sie Numitor zum Könige aus, und das ganze
Volk Latiums begrüßte seinen rechtmäßigen Herrn mit jubelnder
Freude.
9. Aus Dankbarkeit übergab König Numitor seinen Enkeln das
Land am unteren Tiberstrom, wo sie als hilflose Kindlein ausgesetzt
worden waren. Und die Brüder sammelten eine Schar getreuer
Männer um sich, zogen mit ihnen in ihren Besitz, wo am Flusse die
sieben Hügel sich erhoben, und beschlossen, dort eine Stadt zu bauen,
die an Größe und Macht alle anderen Städte in Italien überragen
sollte.
10. Beide Brüder aber waren herrschsüchtig, und jeder hegte
in seinem Herzen das Begehren, die künftige Stadt nach seinem
Namen zu heißen und sie zu beherrschen. Darüber entstand ein
heftiger Streit, keiner wollte nachgeben, jeder der oberste sein. End-
lich einigten sie sich dahin, daß die Götter selbst durch den Vogel-