1913 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Hrsg.: Kappey, Heinrich, Koch, Hermann
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Volksschule, Mittelschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Mittelschule, Gehobene evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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flug die Streitfrage entscheiden sollten. Darum begab sich jeder
auf eine Schauhöhe: Romulus auf den Palatin, Remus auf den
Aventinus. Auf den Gipfeln der Hügel ließen sie sich nieder, und
jeder beschrieb nach der Weise der Vogels!ugdeuter mit einem
Krummstabe die Linien von Ost nach West und von Nord nach
Süd. Mit gespannten Blicken spähten sie mit ihren Getreuen gen
Himmel — wem werden die Götter die glückbringenden Vögel zu-
erst senden? Da plötzlich erscholl ein Jauchzen auf dem Gipfel des
Aventin: Remus hatte gesiegt, sechs Geier kamen von Osten heran-
geflogen. Im selben Augenblicke aber erblickte Romulus zwölf
Geier über seinem Haupte, und er und seine Getreuen erhoben eben-
falls ein lautes Siegesgeschrei. Wer von beiden war nun der aus-
erwählte der Götter? Darüber entbrannte ein heißer Streit, zuerst
in Worten, bald aber mit Fäusten und Waffen, und Remus wurde
im Kampfe erschlagen.
11. Jetzt war Romulus Alleinherrscher, und alsbald fing er an,
auf dem palatinischen Hügel die Stadt zu bauen. Um Ansiedler
heranzulocken, schuf Romulus in der Ebene nach dem kapitolinischen
Berge eine große Freistätte für alle, die keine Heimat hatten und
in der neuen Stadt Landbesitz und Bürgerrecht erwerben wollten.
Da strömten viele Männer aus Latium und den benachbarten
Königreichen herzu und siedelten sich in Rom an.
Gustav Schalk.
239. Der Kampf der Horatier und Curiatier.
1. Der dritte König in Rom war Tullns Hostilius. Unter ihm
brach die Eifersucht, die bisher zwischen den Städten Alba und Nom
geherrscht hatte, in einen Krieg aus. Das Waffenglück sollte ent-
scheiden, ob Alba über Rom, oder Rom über Alba herrschen würde.
Der albanische Feldherr Mettius Fufetius brach mit seinem wohl-
gerüsteten Heere auf und bezog ein verschanztes Lager unweit Rom.
Tullns rückte ihm kühn entgegen und stellte sein Heer gegen die
Albaner in Schlachtordnung. Eben sollte das blutige Treffen be-
ginnen, als Mettius in die Mitte der beiden Schlachtreihen trat und
den Tullus zu einer Unterredung einlud. „Wir können es uns nicht
verbergen," sprach er bei der Zusammenkunft, „daß bloß Eifersucht
die beiden benachbarten und verwandten Völker gegeneinander auf den
Kampfplatz führte. Warum wollen wir uns einander selbst entkräften,
und beide geschwächt in die Hände unserer Feinde fallen? Benutzen
wir lieber ein Mittel, durch welches ohne großen Verlust an Blut
und Menschen entschieden werden kann, welches Volk dem anderen in
Ka Pp eh u. Koch. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. Iv. 25