1913 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Hrsg.: Kappey, Heinrich, Koch, Hermann
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Volksschule, Mittelschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Mittelschule, Gehobene evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Nashörner. Auch den Tiger, dessen Fang man lange für unmöglich
gehalten hatte, sah man in Rom schon im Jahre 11 v. Chr. und
später nicht selten, wild und gezähmt. ^7
3. Am meisten erstaunt man jedoch über die große Anzahl der
Tiere von einer Gattung sowohl, wie auch über die Gesamtmenge der
verschiedenen, die bei einzelnen großen Schauspielen in Rom zu-
sammengebracht sein sollen. Wenn die uns überlieferten Zahlen un-
glaublich klingen, so ist nicht zu vergessen, daß gerade die Gattungen
der großen Tiere innerhalb zweier Jahrtausende eine starke, schwer
zu bemessende Abnahme erlitten haben. — Bei den von Pompejns
veranstalteten Spielen sah man angeblich 18 Elefanten, 500 bis 600
Löwen und 400 andere reißende afrikanische Bestien, und Cäsar ließ
den Römern auf einmal 100 Löwen und 40 Elefanten vorführen.
Daß 500 Bären, 100 und selbst 200, ja 300 Löwen und ebensoviel
andere afrikanische Tiere gezeigt oder gehetzt wurden — solche An-
gaben sind bei den Geschichtschreibern der Kaiserzeit nicht selten. Nach
dem eigenen Bericht des Augustus, der „an der unzähligen Menge
und unbekannten Gestalt der Tiere" besondere Freude hatte, wurden
in den von ihm gegebenen 26 Schauspielen an afrikanischen Tieren
allein ungefähr 3500 getötet; im Jahre 5 n. Chr. ließ dieser Kaiser
Tierhetzen aufführen, bei denen auch 36 Krokodile in dem unter Wasser
gesetzten Zirkus erlegt wurden. Bei dem hunderttägigen Fest, welches
Titus zur Einweihung des Flavischen Amphitheaters im Jahre 80
veranstaltete, sollen an einem Tage 5000 wilde Tiere aller Art ge-
zeigt, im ganzen 9000 zahme und wilde getötet worden sein; bei
den Festen des Kaisers Trajan sogar 11000. Mit den Tieren, die
damals in Rom zu einem einzigen großen Fest zusammengebracht
waren, könnte man alsp gegenwärtig alle zoologischen Gärten Europas
reichlich versorgen,
Um die zu den Schauspielen nötigen Tiere in der erforderlichen
Anzahl herbeizuschaffen, bedurfte es zahlloser Jäger, die Jahr für
Jahr in allen Zonen Gefahren der furchtbarsten Art zu bestehen hatten.
Damit ein einziges großes Fest mit der Pracht gefeiert werden könnte,
an die man in Rom gewöhnt war, richtete der Hindu seinen zahmen
Elefanten zur Jagd der wilden ab, stellten die Bewohner der Rheinnfer
Netze um das sumpfige Rohrdickicht, in dem der Eber hauste, jagten die
Mauren auf ausdauernden Wüstenpferden den Strauß in immer engeren
Kreisen und lauerten in den grauenvollen Einöden des Atlas bei ihren
Fanggruben auf den Löwen. Waren diese gefährlichen Jagden von glück-
lichen Erfolgen gekrönt, so verlangte die Sorge für die Fortschaffung
der erbeuteten Tiere eine neue Tätigkeit. Dann klang die Axt, knirschte
die Säge des Zimmermanns, rauchte die Esse des Schmiedes, und