Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 320

1912 - Halle a.S. : Schroedel
— 3-20 — Nach der Seite hin, von welcher der Fahrweg zur Grube führt, verflacht sie sich allmählich und gestattet den Wagen eine bequeme Ein- und Ausfahrt. Die gegenüberliegende Seite dagegen fällt haushoch steil ab und zeigt uns die Schichten des goldgelben dieses, der hier gegraben wird. 2. Die senkrechte Wand ähnelt einem riesigen Buche. Wir sehen an ihr die Kieselgesteine und den Sand in gleichmäßigen, wagerechten Lagen übereinander, genau wie die Blätter eines gedruckten Werkes mit gelbem Schnitt. Ganz zu oberst liegt eine Schicht Ackererde, kaum zwei Spannen dick. Dann folgen die Kiesgeschiebe bis zum Grunde der Grube. Wahr- scheinlich setzen sie sich aber nach der Tiefe noch ein gut Stück in derselben Weise fort. Beim Weitergraben würde man schließlich auch andere Ge- steine finden, aus denen das ganze Kieslager ruht, wie gelber Zucker in einer tönernen Schale. 3. Für einen Knaben ist die Kiesgrube ein sehr lehrreicher Ort. Hier wird der goldfarbige Gartensand gegraben, hier gibt's aber auch wunder- hübsche Kieselsteine von allen Formen und Größen. Manche sind so dick wie eine Faust, andere so klein wie Spitzkugeln und auch so schön rund wie diese. Viele Kieselsteine finden sich auch, die flach wie Geldstücke und glatt abgerundet sind. Mit ihnen läßt es sich wunderschön werfen. Flach auf das Wasser geschleudert, tanzen sie drei-, viermal empor, ehe sie unter- sinken. Auch zu Fangspielen sind solche Kieselsteinchen ganz nett; sie sind glatt und schmuck wie poliert. Die einen sehen weiß aus, andere gelb; noch andere braun oder schwärzlich. Wer sich ein Vergnügen daraus machen wollte, könnte aus ihnen ordentliche Figuren bilden, wenn er sie nach ihrer Größe und Farbe zusammenlegte. In der Stadt wirst du sechen, daß die Leute die runden Kieselsteine auch wirklich dazu benutzt haben. Die Stein- setzer haben die hübschesten faustgroßen Stücke ausgelesen und damit die Seitenwege der Straßen sowie die Hofräume an den Gebäuden gepflastert. Die hellen Steine bilden dann den Grund, und aus dunkeln Kieseln sind Buchstaben, Wappen oder sonstige Figuren zwischenein gepflastert. 4. Du möchtest wissen, wie das Kieslager entstanden sein mag; denn es dünkt dir wahrscheinlich, daß die Millionen runder Steinchen von so ganz verschiedenem Ansehen nicht von Anbeginn her an dieser Stelle in derselben Weise gelegen haben. Ganz genau kann dies freilich niemand wissen; denn als das Kieslager entstand, wohnte daselbst kein Mensch; kein Landmann pflügte dort, und kein Vater machte mit seinen Kindern hier Spaziergänge. Allein schon durch aufmerksames Betrachten kann man sich den Her- gang mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit vorstellen. Der Kieselstein ist ein Rollkiesel, ein weitgereister Gesell, der in seinem Leben zahllose Stöße und Püffe erhalten hat, ehe er die abgeschliffene
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer