1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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wirkt, daß sich der Wagen vorwärts bewegt oder stehen bleibt. Er
hält die Kurbel zu seinem Motore stets in der Hand; selbst wenn
er den Wagen verläßt, nimmt er sie zu sich; kein anderer soll den
Wagen in Bewegung setzen. Wenn er das Glockenzeichen zum
Abfahren erhalten hat, fährt er ab; er bremst, wenn es nötig ist, hält
an den Haltestellen und vor den Weichen, stellt diese mit seinem
langen Eisenstab, läutet zur Warnung für die Vorübergehenden
und klingelt dem Schaffner, wenn Fahrgäste vorn aufgestiegen sind.
Bei gutem und schlechtem Wetter muß er den Wagen sicher führen;
denn kein Fußgänger auf der Straße, kein Gefährt und kein Fahr-
gast darf durch ihn zu Schaden kommen. Er kann sich während
der Fahrt um nichts anderes als um seinen Wagen und seine
Pflichten kümmern und darf sich darum auch mit den Fahrgästen
nicht unterhalten.
Der Schaffner steht hinten auf dem Wagen. Er gibt das
Zeichen zum Abfahren und zum Anhalten, teilt die Fahrscheine
aus und sammelt das Fahrgeld dafür ein; er ruft die Stationen aus,
läßt ein- und aussteigen und verteilt die Plätze. Er sorgt dafür,
daß nicht mehr Personen den Wagen besteigen, als dieser fassen und
tragen kann, daß die Wagen rechtzeitig erleuchtet werden und
keiner der Fahrgäste belästigt wird oder zu Schaden kommt. Er gibt
jedem, der ihn befragt, höflich Auskunft. Nach dem Dienst zählt
er seine Einnahme, vergleicht sie mit der Zahl der ausgegebenen
Fahrscheine und liefert das Geld an die Straßenbahnkasse ab.
188. Eine Hühnerwirtschaft.
Robert Reinick.
Auf einem Gehöfte lebte ein alter Hahn, der hieß Henning. Seine
Frau, die alte Henne, hieß Krahefuß. Von den vielen Kindern, welche
die beiden gehabt hatten, waren fast alle von ihrer Herrschaft auf-
gegessen worden. Nur zwei Hähnchen waren noch übrig; Eockelmann
hieß das ältere und Hähnel das jüngere. Beide waren muntere Burschen,
keck, eitel und streitsüchtig.
Nun wohnte auch noch auf demselben Hofe ein rothaariger Hund,
Phylar mit Namen. Der war ein so gutmütiges Tier, daß er den
Hühnern nie etwas zuleide tat. Oft ließ er ihnen sogar manchen guten
Bissen von seinem Futter übrig; daher hatten sie ihn auch alle gerne.