1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Heider, Friedrich, Nohl, Walter
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
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an, und sollten wir verhungern, bis ihr erst ausgemacht habt, ob wir
ehrliche Kinder sind oder nicht; der Bär ist dagewesen und hat uns ge-
scholten." Da sagte der alte König: „Seid nur ruhig, das soll aus-
gemacht werden!" Er flog darauf mit der Frau Königin dem Bären vor
seine Höhle und rief hinein: „Alter Brummbär, warum hast du meine
Kinder gescholten? Das soll dir übel bekommen; das wollen wir in einem
blutigen Krieg ausmachen." Also war dem Bären der Krieg angekündigt,
und alles vierfüßige Getier wurde berufen: Ochs, Esel, Rind, Hirsch, Reh,
und was die Erde sonst alles trägt. Der Zaunkönig aber berief alles,
was in der Luft fliegt. Nicht allein die Vögel, groß und klein, sondern
auch die Mücken, Hornissen, Bienen und Fliegen mußten herbei.
2. Als nun die Zeit kam, wo der Krieg angehen sollte, da schickte der
Zaunkönig Kundschafter aus, wer der General des Feindes wäre. Die
Mücke war die listigste von allen, schwärmte im Walde, wo der Feind sich
versammelte, und setzte sich endlich unter ein Blatt auf einem Baume. Da
stand der Bär, rief den Fuchs vor sich und sprach: „Fuchs, du bist der
schlauste unter allem Getier; du sollst General sein und uns anführen."
„Gut," sagte der Fuchs, „aber was für Zeichen wollen wir verabreden?"
Niemand wußte es. Da sprach der Fuchs: „Ich habe einen schönen, langen,
buschigen Schwanz, der sieht fast aus wie ein roter Federbusch; wenn ich
den Schwanz in die Höhe halte, so geht die Sache gut, und ihr müßt
darauf los marschieren; lass ich ihn aber herunterhängen, so lauft, was
ihr könnt!" Als die Mücke das gehört hatte, flog sie wieder heim und
verriet dem Zaunkönig alles haarklein.
3. Als der Tag anbrach, wo die Schlacht sollte geliefert werden,
hu! da kam das vierfüßige Getier dahergerannt mit Gebraus, daß die
Erde zitterte. Der Zaunkönig mit seiner Armee kam auch durch die Luft
daher; die schnurrte, schrie, schwärmte, daß einem angst und bange wurde,
und gingen sie da von beiden Seiten aneinander. Der Zaunkönig aber
schickte die Hornisse ab, sie sollte sich dem Fuchs unter den Schwanz
setzen und aus Leibeskräften stechen. Als nun der Fuchs den ersten Stich
bekam, zuckte er, daß er das eine Bein aufhob; doch ertrug er's und hielt
den Schwanz noch in die Höhe. Beim zweiten Stiche mußte er ihn einen
Augenblick herunterlassen. Beim dritten aber konnte er sich nicht mehr
halten, schrie und nahm den Schwanz zwischen die Beine. Als das die
Tiere sahen, meinten sie, alles wäre verloren, und fingen an zu laufen,
jedes in seine Höhle. So hatten die Vögel die Schlacht gewonnen.
4. Da flogen Herr König und Frau Königin heim zu ihren Kindern
und riefen: „Kinder, seid fröhlich, eßt und trinkt nach Herzenslust; wir
haben den Krieg gewonnen!" Die jungen Zaunkönige aber sagten: „Noch