1916 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Warncke, K., Steger, August, Wohlrabe, Wilhelm
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
G8 —
63. Hans im Glück.
l. Ein Pferd für den Goldklumpen.
Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient; da sprach er
zu ihm: „Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gerne wieder heim
zu meiner Mutter; gebt mir meinen Lohn!" Der Herr antwortete: „Du
hast mir treu und ehrlich gedient; wie der Dienst war, so soll der Lohn
sein," und gab ihm ein Stück Gold, das so grotz wie Hansens Kopf war.
Hans zog sein Tüchlein aus der Tasche, wickelte den Klumpen hinein,
setzte ihn auf die Schulter und machte sich auf den Weg nach Hause. Wie
er so dahinging und immer ein Bein vor das andre setzte, kam ihm ein
Reiter in die Augen, der frisch und fröhlich auf einem muntern Pferde
vorbeitrabte. „Ach," sprach Hans ganz laut, „was ist das Reiten ein
schönes Ding! Da sitzt einer wie auf einem Stuhle, stützt sich an keinen
Stein, spart die Schuhe und kommt fort, er weitz nicht wie." Der Reiter,
der das gehört hatte, hielt an und rief: „Ei, Hans, warum läufst du auch
zu Futz?" „Ich mutz ja wohl," antwortete er; „da habe ich einen Klumpen
heimzutragen; es ist zwar Gold, aber ich kann den Kopf dabei nicht ge-
rade halten; auch drückt mir's auf die Schulter." „Weitzt du was?" sagte
der Reiter, „wir wollen tauschen; ich gebe dir mein Pferd, und du gibst
mir deinen Klumpen." „Von Herzen gern," sprach Hans; „aber ich sage
Euch, Ihr mützt Euch damit schleppen." Der Reiter stieg ab, nahm das
Gold und half dem Hans hinauf, gab ihm die Zügel fest in die Hände
und sprach: „Wenn's nun recht geschwind soll gehen, so mutzt du mit
der Znnge schnalzen und hopp! hopp! rufen."
Ii. Eine Kuh für das Pferd.
Hans war seelenfroh, als er auf dem Pferde satz und so frank und
frei dahinritt. Aber ein Weilchen fiel's ihm ein, es sollte noch schneller
gehen, und er fing an, mit der Zunge zu schnalzen und hopp! hopp!
zu rufen. Das Pferd setzte sich in starken Trab, und ehe sich's Hans
versah, war er abgeworfen und lag in einem Graben, der die Acker von
der Landstratze trennte. Das Pferd wäre auch durchgegangen, wenn
es nicht ein Bauer aufgehalten hätte, der des Weges kam und eine Kuh
vor sich hertrieb. Hans suchte seine Glieder zusammen und machte sich
wieder auf die Beine. Er war aber verdrietzlich und sprach zu dem Bauer:
„Es ist ein schlechter Spatz, das Reiten, zumal, wenn man auf so eine
Mähre gerät wie diese, die stützt und einen herabwirft, datz man den Hals
brechen kann; ich setze mich nun und nimmermehr wieder auf. Da lob'
ich mir Eure Kuh; da kann einer mit Gemächlichkeit hinterhergehen und
hat obendrein seine Milch, Butter und Käse jeden Tag gewitz. Was gäb'