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1. Teil 2 = Kl. 7 - S. 151

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
beutel, in dem sich hundert Goldgulden befanden, ab und vergaß ihn. Bald darauf kam ein armer Masur, der in der Stadt um geringen Tagelohn arbeitete, an die Stelle und fand den vollen Geldbeutel. Er ging in die Stadt zurück und fragte überall, ob jemand den Beutel mit Geld verloren habe. Es meldeten sich wohl viele Leute, aber niemand konnte die bestimmten Erkennungs- merkmale angeben. Schließlich kam auch der Wucherer hinzu. Da er sich gehörig ausweisen konnte, erhielt er seinen Geldbeutel zurück. Anstatt nun dem ehrlichen Masuren eine Belohnung zu geben, ließ er ihn festnehmen und gab an, der Masur habe ihm einen Teil des Geldes gestohlen. Dies verdroß einige Bürger, welche den Masuren als einen ehrlichen und frommen Mann kannten. Sie gingen sogleich zum Hauskomtur und zeigten ihm die Sache an. Der Hauskomtur berichtete es dem gerade in der Burg anwesenden Hochmeister, welcher damals den König Kasi- mir Iii., den Großen, von Polen nach Thorn zu einer Zusammen- kunft eingeladen hatte. Der Hochmeister forderte sogleich beide mit dem vollen Geld- beutel vor sich. Zunächst fragte er den Wucherer, ob es denn wirklich der Beutel sei, den er vergessen habe. Dieser bejahte es. Nun fragte er den Masuren, ob er den vorliegenden Beutel gefunden habe. Auch dieser versicherte es, bemerkte aber zugleich, daß er gar nicht gewußt habe, wieviel Geld darin gewesen sei. Der Hochmeister forschte weiter, welche Geldsumme der Wucherer im Beutel gehabt habe. „Hundert Gulden,“ antwortete er. Das im Geldbeutel vorhandene Geld wurde vom Hochmeister selbst nachgezählt und in der bezeichneten Summe richtig vorgefunden. Darauf fragte er den Wucherer, warum er den Masuren habe fest- nehmen lassen, wenn er doch sein Geld richtig vorgefunden habe. Der Wucherer antwortete: „Die Meinung, daß die Masuren gern stehlen, ist allgemein. Daher glaubte ich, es müsse mehr im Beutel gewesen und etwas davon entwendet sein.“ Somit schien es ungewiß, wieviel Geld der Wucherer in Wirklichkeit verloren hatte. Daher schüttete der Hochmeister das Geld wieder aus, gab dem Wucherer den leeren Beutel zurück und sagte ernsthaft: „Aus Deinen eigenen Worten erkenne ich zwar, daß der Beutel Dein ist, nicht aber das Geld; denn es ist nicht soviel vorhanden, als Du meinst!“ Dem ehrlichen Masuren gab er zehn Gulden mit den Worten: „Hättest Du betrügen wollen, so hättest Du
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