1917 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Hrsg.: Kloss, Katharina, Porger, Gustav, Biastoch, Otto, Lemp, Eleonore
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mädchenmittelschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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„Wovon sollt' ich satt sein?
Ich sprang nur über Gräbelein
und fand kein einzig Blüttelein; meh, meh!"
„Was muß ich hören!" rief der Schneider, lief hinauf und sprach zu
dem Jungen: „Ei, du Lügner sagst, die Ziege wäre satt, und hast sie
hungern lassen?" Und in seinem Zorne nahm er die Elle von der Wand
und jagte ihn mit Schlägen hinaus.
Am andern Tag war die Reihe am zweiten Sohn; der suchte an
der Gartenhecke einen Platz aus, wo lauter gute Kräuter standen, und
die Ziege fraß sie rein ab. Abends, als er heim wollte, fragte er:
„Ziege, bist du satt?" Die Ziege antwortete:
„Ich bin so satt,
ich mag kein Blatt; meh, meh!"
„So komm nach Haus!" sprach der Junge, zog sie heim und band sie am
Stalle fest. „Nun," sagte der alte Schneider, „hat die Ziege ihr gehöriges
Futter?" „O," antwortete der Sohn, „die ist so satt, sie mag kein
Blatt." Der Schneider wollte sich darauf nicht verlassen, ging hinab in
den Stall und fragte: „Ziege, bist du auch satt?" Die Ziege antwortete:
„Wovon sollt' ich satt sein?
Ich sprang nur über Gräbelein
und fand kein einzig Blüttelein; meh, meh!"
„Der gottlose Bösewicht!" schrie der Schneider, „so ein frommes Tier
hungern zu lassen!" lief hinauf und schlug mit der Elle den Jungen
zur Haustür hinaus.
Die Reihe kam jetzt an den dritten Sohn; der wollte seine Sache
gut machen, suchte Buschwerk mit dem schönsten Laube aus und ließ die
Ziege daran fressen. Abends, als er heim wollte, fragte er: „Ziege, bist
du auch satt?" Die Ziege antwortete:
„Ich bin so satt,
ich mag kein Blatt; meh, meh!"
„So komm nach Haus!" sagte der Junge, führte sie in den Stall und
band sie fest. „Nun," sagte der alte Schneider, „hat die Ziege ihr
gehöriges Futter?" „O," antwortete der Sohn, „die ist so satt, sie mag
kein Blatt." Der Schneider traute nicht, ging hinab und fragte: „Ziege,
bist du auch satt?" Das boshafte Tier antwortete:
„Wovon sollt' ich satt sein?
Ich sprang nur über Gräbelein
und fand kein einzig Blüttelein; meh, meh!"