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1. Teil 2 - S. 53

1889 - : Velhagen & Klasing
Weil er das Tier nicht verfolgte, so wurde es täglich dreister. Es kehrte sich nach einiger Zeit gar nicht daran, dass Herr Wilhelm im Saale war, oder etwa darin auf- und abging; es kam ihm sogar, wenn er an seinem Tische schrieb, dicht an die Füsse, ohne durch die Bewegungen, die er beim Schreiben machte, schüchtern zu werden. Neben dem Schreibtische, an welchem Herr Wilhelm arbeitete, stand ein Gestell mit einigen Büchern und eine offne Zuckerdose. Das Mäuschen hatte die Zuckerdose bald ausgespürt und kam nun jeden Abend, um von dem Zucker zu naschen. Sonderbar war es, dass es niemals am Tage über die Dose ging, wiewohl sie doch beständig offen stand. Nach einiger Zeit schloss Herr Wilhelm die Dose und legte der Maus ein einzelnes Stückchen Zucker hin, das sie auch richtig jeden Tag verzehrte. Sie lief dabei hin und her und guckte zuweilen hinter dem Gestelle vor auf Herrn Wilhelms Tisch. Jetzt legte Herr Wilhelm nur ein ganz kleines Stückchen Zucker auf den gewöhnlichen Ort und ein grösseres auf die Ecke des Tisches, an welchem er schrieb. Sobald es Abend war, kam das Mäuschen; es frais das kleine Stückchen Zucker; es fand auch das grössere Stück, es sprang keck auf den Tisch und sah eine Zeit lang Herrn Wilhelm mit hellen Augen an, machte sich dann über den Zucker her, benagte ihn mit scharfen Zähnen und ver- zehrte ihn. Seit dieser Zeit wurde das Stück Zucker alle Abend auf den Tisch gelegt, und sobald Herr Wilhelm mit seinem Licht am Tisch sass und schrieb, so stellte sich pünktlich das Mäuschen ein. knabberte an dem Zucker, lief auf der Ecke des Tisches umher, sah Herrn Wilhelm furchtlos an, sprang auf das Gestell, dann wieder auf den Tisch, um den Zucker weiter zu verzehren, lief auch wohl in dem Saal umher, kam bald wieder und liess sich nicht im min- desten stören. Doch blieb es, so oft es auf dem Tische war, immer in einer gewissen Entfernung von dem Papier, auf welchem Herr Wilhelm schrieb. Herr Wilhelm hatte sein Vergnügen an dem kleinen kecken Geschöpfe und hoffte es noch so zahm und zutraulich zu machen, dass es aus seiner Hand fressen sollte. Aber diese Freude hatte er nicht. Der grosse graue Hauskater, der überall umherschlich, fand eines Tages die Thüre des Saales auf, schlich sich hinein, fing das
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