1911 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Günther, Fr., Tews, Joh., Hahn, R., Ernst, Albert
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mädchenmittelschule, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Va kamen zum Aüchenfenster zwei weiße Täubchen herein, und danach
die Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten alle Böglein
unter dem Fimmel herein und ließen sich um die Asche nieder. Und
die Täubchen nickten mit ihren Aöpfchen und fingen an: pik, pik, pik,
pik. und da fingen die übrigen auch an: pik, pik, pik, pik, und lasen
alle guten Aörner in die Schüsseln. Und eh' eine halbe Stunde herum
war, waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus. Da trug
das Mädchen die Schüsseln zu der Stiefmutter, freute sich und glaubte,
nun dürfte es mit auf die Hochzeit gehen. Aber sie sprach: „Ts hilft
dir alles nichts, du kommst nicht mit; denn du hast keine Aleider und
kannst nicht tanzen; wir müßten uns deiner schämen." Damit kehrte
sie ihm den Rücken zu und eilte mit ihren zwei stolzen Töchtern fort.
Als nun niemand mehr daheim war, ging Aschenputtel zu seiner
Mutter Grab unter den bsaselbaum und rief:
„Bäumchen, rüttel dich und schütte! dich,
wirs Gold und Silber über nach."
Da warf ihm der Böge! ein golden und silbern Alcid herunter und mit
Seide und Silber ausgestickte Pantoffeln. In aller Eile zog es das
Aleid an und ging zur Hochzeit. Seine Schwestern aber und die Stief-
mutter kannten es nicht und meinten, es müßte eine fremde Aönigstochter
fein, so schön sah es in den: goldenen Aleide aus. An Aschenputtel
dachten sie gar nicht und dachten, es säße daheim im Schmutz und suchte
die Linsen aus der Asche. Der Aönigssohn kam ihm entgegen, nahm
es bei der Hand und tanzte mit ihm. Tr wollte auch mit sonst nie-
mand tanzen, also daß er ihm die Hand nicht losließ, und wenn ein
anderer kam, es aufzufordern, sprach er: „Das ist meine Tänzerin."
Ts tanzte, bis es Abend war, da wollte es nach Haus gehen.
Der Aönigssohn aber sprach: „Ich gehe mit und begleite dich;" denn
er wollte sehen, wem das schöne Mädchen angehörte. Sie entwischte
ihm aber und sprang in das Taubenhaus. Nun wartete der Aönigssohn,
bis der Bater kam, und sagte ihm, das fremde Mädchen wär' in das
Taubenhaus gesprungen. Der Alte dachte: „Sollte es Aschenputtel sein?"
und sie mußten ihm Axt und packen bringen, damit er das Taubenhaus
entzweischlagen konnte; aber es war niemand darin. And als sie ins
Haus kamen, lag Aschenputtel in seinen schmutzigen Aleidern in der
Asche, und ein trübes (öllämpchen brannte im Schornstein; denn Aschen-
puttel war geschwind aus dem Taubenhaus hinten herabgesprungen
und war zu òeirt Haselbäumchen gelaufen: da hatte es die schönen
Aleider abgezogen und aufs Grab gelegt, und der Böget hatte sie wieder