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1. Haus und Heimat II - S. 117

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
V^rii U£rü. Z^ü 117 V^i'i V^i< U^li Z^T< V^xi 4. Ihr Veilchen in den U)aldesgründen, ihr Primeln gelb, ihr Blüten rot, ihr sollt es alle mitverkünden: Die Lieb' ist stärker als der Tod! 7\. Pfingsten in Berlin. von Dorothee Goebeler. „Maien! Maien!" Durch den tosenden Lärm der Weltstadt, durch den wilden Chor rasselnder Wagen, tutender Autos, klingelnder Bahnen, stampfender Maschinen klingt es wie ein Jubelruf: „Maien! Maien!" Rauhe Stimmen rufen es über die Straße, in die Häuser und Höfe hinein, und überall, wo sie klingen, wird es plötzlich hell und licht. Die kleine Näherin in der finstern Hinterstube hält einen Augenblick mit der Arbeit inne, und ein sonniger Schimmer breitet sich über ihr blasses Gesicht; der alte Schreiber im Kontor horcht auf und legt die Feder beiseite; die Hausfrau schmunzelt still vor sich hin und winkt Auguste, dem Mädchen für alles, und drückt ihr stillschweigend ein paar Groschen in die Hand. Wozu? Auguste weiß es. „Maien! Maien!" Durch Berlins Straßen rollen die Bauern- wagen mit Kalmus und grünen Zweigen; an allen Ecken und Enden tauchen sie auf, draußen im eleganten Westen, in des Ostens Arbeiter- vierteln, in den entlegensten Straßen des hohen Nordens. Und überall werden sie belagert, bestürmt. Und es kommt Auguste mit dem weißen Häubchen und der zierlichen Schürze und holt große Zweige für Loggia und Salon, und es kommt der biedere Handwerker und die schlichte Frau aus dem Volk, und es kommt der Laufbursche aus der Schreibstube und das kleine Nähfräulein aus der Arbeitsstube, vor allem aber kommen die Kinder, und alle jubeln sie und schwatzen und lachen und beladen sich mit jungen Birkenzweigen. Und als wären diese grünen, schwanken Zweige tausend itnb abertausend Zauber- stäbe, die eine gütige Fee über die Stadt geschwungen, so verwandelt sich Berlin mit einem Schlage. Berlin, dieses graue, nüchterne Berlin, es legt im Handumdrehen ein hochzeitlich Gewand an, es prangt in frischem Grün wie eine Braut im Myrtenkranz, von allen Seiten flattern und wehen und duften die jungen Maien. Sie wandeln die dunkelste Stube in eine grüne Laube um, sie tragen einen Hauch von Frühling in den Fabrik- saal, in die Kontore; sie schmücken die Loggia der Grunewaldvilla
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