1911 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Günther, Fr., Tews, Joh., Hahn, R., Ernst, Albert
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mädchenmittelschule, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Katze, „du sollst mir erst noch einerlei tun: da ist Bauholz von Silber,
Zimmeraxt, Winkeleisen und was nötig ist, alles von Silber, daraus
baue mir erst ein kleines Häuschen." Da baute Hans das Häuschen
sertig und sagte, er hätte nun alles getan und hätte noch kein Pferd.
Doch waren ihm die sieben Jahre herum wie ein halbes. Fragt die
Katze, ob er ihre Pferde sehen wollte? „Ja," sagte Hans. Da machte
sie ihm das Häuschen auf, und weil sie die Türe so aufmacht, da stehen
zwölf Pferde, ach, die waren gewesen ganz stolz, die hatten geblänkt und
gespiegelt, daß sich sein Herz im Leibe darüber freute. Nun gab sie ihm
zu essen und zu trinken und sprach: „Geh heim, dein Pferd geb' ich dir
nicht mit; in drei Tagen aber komm' ich und bringe dir's nach." Also
machte Hans sich aus, und sie zeigte ihm den Weg zur Mühle. Sie
hatte ihm aber nicht einmal ein neues Kleid gegeben, sondern er mußte
sein altes, lumpiges Kittelchen behalten, das er mitgebracht hatte und
das ihm in den sieben Jahren überall zu kurz geworden war. Wie er
nun heimkam, so waren die beiden andern Müllerburschen auch wieder
da: jeder hatte zwar sein Pferd mitgebracht, aber des einen seins war
blind, des andern seins lahm. Sie fragten: „Hans, wo hast du dein
Pferd?" „In drei Tagen wird's nachkommen." Da lachten sie und
sagten: „Ja, du Hans, wo willst du ein Pferd Herkriegen, das wird
was Rechtes sein!" Hans ging in die Stube, der Müller sagte aber, er sollte
nicht an den Tisch kommen, er wäre so zerrissen und zerlumpt, man müßte
sich schämen, wenn jemand hereinkäme. Da gaben sie ihm ein bißchen Essen
hinaus, und wie sie abends schlafen gingen, wollten ihm die zwei andern
kein Bett geben, und er mußte endlich ins Gänseställchen kriechen und
sich auf ein wenig hartes Stroh legen. Am Morgen, wie er aufwacht,
sind schon die drei Tage herum, und es kommt eine Kutsche mit sechs
Pferden, ei, die glänzten, daß es schön war, und ein Bedienter, der
brachte noch ein siebentes, das war für den armen Müllerbursch. Aus
der Kutsche aber stieg eine prächtige Königstochter und ging in die Mühle
hinein, und die Königstochter war das kleine, bunte Kätzchen, dem der
arme Hans sieben Jahr gedient hatte. Sie fragte den Müller, wo der
Mahlbursch, der Kleinknecht, wäre? Da sagte der Müller: „Den können
wir nicht in die Mühle nehmen, der ist so verrissen und liegt im Gänse-
stall." Da sagte die Königstochter, sie sollten ihn gleich holen. Also
holten sie ihn heraus, und er mußte sein Kittelchen zusammenpacken, um
sich zu bedecken. Da schnallte der Bediente prächtige Kleider aus und
mußte ihn waschen und anziehen, und wie er sertig war, konnte kein
König schöner aussehen. Danach verlangte die Jungfrau die Pferde zu
sehen, welche die andern Mahlburschen mitgebracht hatten, eins war