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1. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 7

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
7 Gegen Weihnachten schlachteten wir gewöhnlich ein Schwein und machten ein würziges Rauchfleisch davon. Und das wußte unsere Mutter so einzuteilen, daß sie wohl jeden Sonntag im Jahre ein Stück in den Topf stecken konnte. Dabei war sie immer guten Mutes, und oft hörte ich sie sagen: „Mit vielem hält man Haus, mit wenigem kommt man auch aus." Wurde uns das Brot zu knapp, so hielten wir uns, ohne saure Mienen zu ziehen, an die Kartoffeln; waren die aber mal nicht gut geraten, was immer das Schlimmste war, so mußten wir uns mit Bohnen, Linsen, Erbsen, Wurzeln und Steckrüben begnügen. Da sich die Steckrüben im feuchten Geller nicht lange zu halten pflegten, wurden sie in den Vorwinterabenden in dünne Scheiben ge- schnitten, in der Pfanne geröstet, dann in Beutel getan und unter den Stubenbalken gehängt. Besonders geschah das wegen der mit uns hausenden und mit uns schmausenden Mäusesippschaft. Die Racker hätten's ja anderswo weit besser haben können; allein es schien ihnen nirgends so gut zu gefallen wie bei uns in der Lindenhütte. Wenn sie nur nicht jeden kargen Bissen hätten mit uns teilen wollen! Was mich anbetrifft, so wünschte ich freilich aufs lebhafteste, daß die graue Gesellschaft die Steckrübenschnitzel alle miteinander über die Seite schaffen möchte; denn das Steckrübenmahl war mir ganz und gar zuwider. Aber unerbittlich hielten die Eltern darauf, daß ich meinen Widerwillen bezwang; manchmal half mir der Vater sogar mit seinem Leibriemen nach. „Wenn du mal zu fremden Leuten kommst," hieß es, „wird man dich nicht erst fragen, ob du ein Essen gern oder ungern hast. Da muß man daran gewöhnt sein, rauh und schlicht zu genießen." Rauh und schlicht war unsere Lebensweise in der Lindenhütte, und darin bin ich gestählt worden für die harte Rot des Lebens. 6. Der erste Flecken. Wilhelm Müller. Wenn du durch den Kot der Straße mußt mit neuen Schuhen geh'n, Wirst du trippelnd auf den Spitzen nach den blanken Steinen seh'n; Hat sie erst beschmutzt ein Fleckchen, lernst du waten sicherlich; Hüte, Kind, in deiner Seele vor dem ersten Flecken dich!
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