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1. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 39

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
39 „Da setzt's was!" dachte ich, aber er zögerte keinen Augenblick, trabte ernst und ruhig über die Brücke. In großer Eintracht ging die Strecke vor sich, bis wir gegen Abend wohlbehalten nach Sitzeldorf kamen. Heute ist der Graue schon lange tot. Ich werde ihm meine Hoch- achtung bewahren wie jedem, von dem man etwas Rechtes gelernt hat. Ich habe von ihm gelernt, daß der Esel ein gutes und nützliches Tier ist, wenn man ihn — als Esel behandelt. 31. Mut über Gut. Ludwig Aurbacher. Es war einmal ein armer Handwerksmann, ein Leinweber, der saß täglich schon in der Frühe in seiner Werkstatt und arbeitete. Und wie er denn allezeit fröhlichen Mutes war, so sang er zum Zeitvertreib nebenbei manch schönes weltliches oder geistliches Liedlein, je nachdem es ihm just ums Herz war; und er hatte eine so klare und volle Stimme, daß die Nachbarn keines Haushahnes bedurften, der sie aufweckte. Dies war aber eben dem reichen Kaufherrn nicht recht, der neben ihm wohnte; denn wenn der vor Mitternacht nicht schlafen konnte wegen Geldsorgen, so mußte er nach Mitternacht noch wach bleiben wegen des vermaledeiten Singsangs des Nachbars. Er dachte daher ernstlich darauf, dem Un- fug ein Ende zu machen. Verbieten konnte er's ihm nicht; denn das Singen gehört wie das Beten und Arbeiten zum Hausrecht, darin niemand gestört werden kann. Also mußte er andere Mittel gebrauchen. Er ließ den Handwerker kommen und fragte ihn, wie hoch er sein Singen anschlage? Der meinte, einen Tagelohn sei es sicherlich wert, da es ihm das Tagewerk selbst so leicht mache. Jener fragte weiter, wieviel das betrage? Der antwortete, so viel und so viel, und es war doch nicht viel. Darauf sagte der Kaufherr, er wolle ihn einen Monat lang zum voraus bezahlen, nicht für das Singen, sondern daß er still sei und das Maul halte. Und er legte ihm das Geld wirklich hin. Der Leinweber dachte bei sich, leichter könne man sich's nicht verdienen, und er nahm das Geld und versprach, daß er still sein wolle wie ein Mäuslein in seiner Werkstatt. Als er mit dem Gelde nach Hause gekommen, überzählte er es voller Freuden, und es war lauter gute Münze und so viel, als er noch niemals zugleich beisammen gehabt hatte. Abends, ehe er schlafen ging, liebäugelte er noch ein gutes Stündlein mit seinem Schatze, und
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