1910 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: ,
- Hrsg.: Breidenstein, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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es denn:,Aufgeschaut!' Der Haushahn kräht, wenn der Tag anbricht, und
da heißt es denn: ,Aufgestanden!‘ Und die Hauskatze putzt sich, wenn ein
werter East kommt, und da heißt es denn: Aufgerichtet!"' — ,,Jch verstehe,
Nachbar, was Ihr damit sagen wollt. Ihr meint, daß alle drei Dinge
nötig seien, um dem Hauswesen aufzuhelfen: Vorsorge gegen alles,
was schaden kann, Tätigkeit in allem, was nützen kann, und Freund-
lichkeit gegen alle, die uns wohlwollen und wohltun." —
78. Das Milchmädchen.
Nach August Gottlieb Meißner.
Ein Bauernmädchen ging mit einer großen Kanne voll Milch
auf dem Kopfe in die nächste Stadt und überrechnete unterwegs,
wieviel sie in kurzer Zeit durch diese Milch und kluge Sparsamkeit
zu gewinnen hoffte. „Für diese Milch," sprach sie, „erhalte ich fast
fünf Mark Geld. Dafür kaufe ich mir hundert Eier. Diese lasse
ich ausbrüten und erhalte wenigstens fünfundneunzig Hühner. So
schlau der Fuchs auch sein mag, so hoffe ich doch, er soll kein
einziges derselben erhaschen. Für dieses Federvieh kaufe ich mir
ein junges Schweinchen. Es wächst auf und wird nach und nach
zu einem fetten Schwein. Auch dieses verkaufe ich wieder und
schaffe mir eine Kuh und ein junges Kalb dafür an. Dieses Kalb,
o, ich sehe im Geiste schon, wie es herumspringt: wie" — leider
sprang sie vor Freuden mit, und schnell lag, ehe sie sich dessen
versah, die Kanne Milch zu ihren Füßen; mit ihr zugleich das
Federvieh, das Schweinchen, die Kuh und ihr Kalb. Alle diese
schönen Fuftschlösser waren nun zerstört, und weinend kehrte das
arme Mädchen nach Hause zurück.
79. Die Pfirsiche.
Friedrich Adolf Krummacher.
Ein Landmann brachte aus der Stadt fünf Pfirsiche mit, die
schönsten, die man sehen konnte. Seine Binder aber sahen diese Frucht
zum erstenmal. Deshalb wunderten und freuten sie sich sehr über die
schönen Äpfel mit den rötlichen Backen und dem zarten Flaum. Darauf
verteilte sie der Vater unter seine vier Knaben; eine erhielt die Mutter.
Am Abend, als die Kinder in das Schlafkämmerlein gingen, fragte
der Vater: ,,Nun, wie haben euch die schönen Äpfel geschmeckt?"