Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 195

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
195 . Eine treue und sachverständige Gehilfin in diesen Bestrebungen fand der Kurfürst in seiner Gemahlin Luise Henriette von Oranien. Sie zeigte sich als echte Holländerin und wurde dem verwahrlosten Volke der Märker eine Lehrmeisterin der Milchwirtschaft, des Garten- und Gemüsebaues. Dicht am fürstlichen Schlosse zu Kölln an der Spree, wo sich heute der Lustgarten mit seinen Springbrunnen, Blumenanlagen und Denkmälern ausbreitet, legte die Kurfürstin einen ergiebigen Küchen- garten an, in welchem u. a. auch die erste deutsche Kartoffel gezogen wurde. Unweit davon, am jenseitigen Ufer der Spree, wo später das Schlofz Monbijou gebaut wurde, entstand eine Molkerei nach hollän- dischem Muster, welche die Kurfürstin oft besuchte, um die Arbeiten da- selbst zu beaufsichtigen. Bekannt ist, daß sie das Domünengut Bötzow an der Havel, das sie samt dem alten Jagdschlösse von ihrem Gemahl zunl Geschenk erhielt, das spätere Oranienburg, zu einer holländischen Musterwirtschaft umwandeln ließ. Wie sich die Fürstin um die Ver- waltung derselben auf das sorgfältigste kümmerte, geht aus ihren Briefen hervor, die sie von Preußen aus an den Geheimen Rat Otto von Schwerin schrieb. „Ich bin recht böse," heißt es darin, „daß meine Kühe in so schlechtem Zustande sind; ich kann es nicht recht verstehen; denn im Tiergarten zu Berlin haben sie dasselbe Futter und sind recht schön. — Was den Karpfenteich betrifft, so bin ich ganz eingenommen davon und glaube, daß man ringsherum Bäume pflanzen kann. Ich bitte Sie, im Frühjahr noch mehr Karpfen in den großen Weiher fetzen zu lassen und mir zu schreiben, ob der Streichteich gemacht worden ist. — Ich sehne mich unbeschreiblich danach, alles zu sehen." Die Kursürstin Luise gründete auch das Bruchdorf Neuholland, um auch die holländische Viehzucht in die Mark zu verpflanzen. Ganz dem Wohle des Landes lebend, löste sie die verpfändeten fürstlichen Domänengüter wieder ein und bereicherte die Schatzkammer mit ihrem kostbaren Geschmeide. Aber nicht bloß um Küche und Garten, um Feld und Viehstand kümmerte sich Luise, sondern auch um eine bessere Er- ziehung der Jugend. Das Waisenhaus in Oranienburg zeugt von ihrem wohltätigen Walten. Mit unbeschreiblicher Liebe hing bald das Volt an der edlen Fürstin. Ihr Name wurde noch lange nach ihrem Tode als der einer Heiligen verehrt. Luise begann damals der Lieblingsname in den brandenburgisch-preußischen Landen zu werden. 13*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer