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1. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 224

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
224 ^ Diese Erntefeste, die bald einen Ruf gewannen, machten das stille Paretz zu einem Wallfahrtsort für nah und fern. Jeder Besucher hatte Zutritt, König und Königin ließen sich die Fremden vorstellen, äußerten ihre Freude über den zahlreichen Zuspruch und baten, „übers Jahr wieder unter den Gästen zu sein." 159. Der letzte Besuch der Königin Luise in Paretz. Theodor Fontane. Am 20. Mai des Jahres 1810 fuhr die Königin Luise allein mit ihrem Gatten nach Paretz — es sollte nach Gottes Ratschluß das letzte- mal sein. Erinnerungsvoll begrüßte sie die alten, traulichen Stätten, die sie so oft in glücklichen Tagen mit Freud' und Wonne gesehen hatte; nicht trennen konnte und wollte sie sich von jener Anhöhe im Park, die das Rohrhaus trägt, und die an jenem Tage eine weite Fern- sicht über den mit schwellenden Segeln und zahllosen Schwänen be- lebten Havelstrom mit seinen Buchten und Seen, sowie auf die im schönsten Maiengrün prangenden Wiesen und Äcker bot. Zu ihren Füßen lag das friedsame Paretz, im Grün der Bäume halbversteckt die Kirche. Die Sonne neigte sich; tiefer und länger dehnten sich die Schatten über die Landschaft und mahnten zum Aufbruch. Aber die Königin wollte so lange wie möglich an diesem, ihrem Lieblingsorte bleiben; sie wartete bis zum Niedergang der Sonne und sprach dann vor sich hin: „Die Sonne eines Tages geht dahin: Wer weiß, Wie bald die Sonne unsres Lebens scheidet?" Auf den Wunsch der Königin, den Wagen nicht an dem entfernter liegenden Schlosse, sondern hier an der Landstraße besteigen zu dürfen, wodurch der Aufenthalt verlängert wurde, war das Gefährt beim Rohr- hause angelangt. Die Königin schritt am Arm ihres Gemahls den kurzen Gang zu Füßen der Anhöhe hinab und durch die Parktür nach der Landstraße. Das war am 20. Mai; am 19. Juli starb sie. Unvergeßlich blieb dem Könige die Stätte, unvergeßlich das Wort, das sie hier gesprochen hatte. Er besuchte oft diese Stelle, doch stets
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