1910 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: ,
- Hrsg.: Breidenstein, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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der Widerstand nicht von langer Dauer sein. Schon eine Minute
nach Beginn des Kampfes waren alle fünf Dragoner schwer, zwei
Leutnants leicht verwundert; der dritte Offizier aber lag tot am
Boden. Um zu prüfen, ob hinter dem Hause ein Entkommen möglich
wäre, lief Qraf Zeppelin nach der Hintertür. In ihrer Nähe hielt
eine Bauernfrau ein französisches Pferd am Zügel. Mit ein paar
Sprüngen war der Graf dort und saß im Sattel. Er hoffte, daß die
andern ihm folgen würden; darum verweilte er noch einige Augen-
blicke, aber vergebens. Der Masse der Feinde war es bald gelungen,
die sieben verwundeten deutschen Krieger zu überwältigen und
gefangen zu nehmen. Endlich wurde auch der Graf entdeckt und
von einem Trupp verfolgt; er mußte fliehen.
Zum Glück war das Pferd gut. Ein kleines Gehölz brachte
seine Verfolger von ihm ab. Kaum hatte er im vollen Rosseslaufe
ein zweites Gehölz erreicht und in einem Dickicht Halt gemacht,
als dicht vor ihm ein Zug Chasseurs vorübergaloppierte. Er blieb
jedoch unentdeckt. Was sollte aber werden, wenn die Sache be-
dächtiger und eingehender fortgesetzt wurde, wenn das Pferd nicht
in seiner Ruhe verharrte! Ein Laut, eine Bewegung des Tieres
mußte das Versteck von Roß und Reiter verraten. Darum band
der Graf sein Roß im Dickicht fest und eilte, indem er die schattigeren
und dichteren Stellen benutzte, tiefer ins Holz. Dort erkletterte er
einen hohen Baum, um sich in dessen Krone zu bergen und einen
besseren Ausblick zu gewinnen. Bald folgte dem ersten ein zweiter
Zug Chasseurs; endlich noch ein dritter. Sie sprengten durch und
um das Gehölz nach allen Richtungen. Mehrmals konnte er sie von
seinem Versteck aus unter sich hinreiten sehen. Endlich nach drei
Stunden langen Harrens ward es still; seine Verfolger mußten
abgezogen sein. Da stieg er hinab und überzeugte sich, daß sich
sein Pferd noch in seinem Verstecke befand, durchsuchte die um-
liegenden Felder, kroch horchend und spähend zwei Stunden lang
umher, fand aber keine Spur seiner Gefährten. Nun durfte er nicht
länger verweilen; andere heilige Pflichten riefen ihn. Es galt, von
seinen wichtigen Nachrichten Meldung zu machen.
Als er nach dem Holze zurückschlich, gewahrte er ein mit zwei
mageren Kühen bespanntes Wägelchen. Ein armes Bäuerlein und
seine Tochter beluden es mit halbverdorrtem Grase, das sie mühsam
gesammelt hatten. Sie fühlten Mitleid mit ihm und boten dem