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1. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 254

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Bellevue, das Bismarck als Ort der Zusammenkunft vorgeschlagen hatte, und in dem der Geschlagene seinen siegreichen Gegner erwartete. Kaiser Napoleon befand sich in einem der Elassalons des Schlößchens. Er ging mit großen Schritten auf und ab. Dann setzte er sich an die Glaswand, den Blick starr nach der Straße gerichtet. In der Ferne hörte er den Tritt von Pferden; näher und immer näher kam das Geräusch; Reiter sprengten an; donnerndes Hurra erscholl aus den Reihen der bayrischen Infanteristen und der Württembergischen Artilleristen, die mit 48 Kanonen vor dem Schlößchen standen. Der verhängnisvolle Augenblick war da. Der König und der Kronprinz stiegen vom Pferd und wandten sich nach der Treppe; das fürstliche Gefolge blieb zurück. Die Generaladjutanten des Kaisers kamen die Treppe herab bis zur untersten Stufe und empfingen ehrfurchtsvoll die beiden königlichen Sieger. Napoleon verließ den Glassalon, ging durch den gleichfalls mit Glaswänden versehenen Vorflur und stieg eine einzige Stufe der Treppe hinab. Während der König die Stufen hinanstieg, nahm Napoleon mit der rechten Hand die Militärmühe ab und gab dem König, der ihm die rechte Hand entgegenhielt, die linke. Darauf gingen beide, König Wilhelm und Kaiser Napoleon, durch den Vorflur und den Glassalon in den Mittelsalon, während der Kronprinz im Elassalon zurückblieb. Was im Mittelsalon unter vier Augen ge- sprochen wurde, darüber ist nichts Zuverlässiges zur öffentlichen Kenntnis gekommen. Ein württembergischer Artillerieoffizier, der, zu Pferde sitzend, das Zimmer übersehen und die Bewegungen beobachten konnte, berichtet hierüber, der König habe eine Karte in der Hand gehabt und ziemlich lange dem Kaiser gezeigt; dabei habe er eifrig gesprochen und zuweilen auf einzelne Punkte der Karte gedeutet; dann habe er eine Urkunde hervorgezogen, sei an einen Tisch getreten und habe Napleon unterschreiben lassen; darauf hätten beide einander die Hand gereicht. Es scheint also bei dieser Unterredung, die etwa eine Viertelstunde dauerte, von dem künftigen Aufenthaltsort des Kaisers und von dem dahin führenden Wege die Rede gewesen zu sein. Nach Beendigung der Unterredung trat, auf die Aufforderung des Königs, der Kronprinz in den Salon. Der Kaiser reichte ihm die Hand und sprach einige Worte mit ihm. Beim Abschied begleitete er den König und den Kronprinzen aus dem Salon. Beide stiegen wieder zu Pferd. ,,Wir waren beide sehr bewegt über dieses Wiedersehen," schrieb der König in seinem Briefe vom 3. September; ,,was ich alles empfand, nachdem ich noch vor
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