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1. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 280

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
280 Taunus hält die kalten Nordwinde ab, und der hier sehr breite Strom wirkt mäßigend auf kalte und warme Witterung. So erfreut sich der Rheingau eines vorzüglichen Klimas. Die ganze Gegend gleicht einem paradiesischen Garten. In den unteren Teilen wechselt fruchtbares Ackerland mit vereinzelten Weingärten und großen Obst- anlagen ab. Hier gedeihen edle Äpfel und Birnen, vorzügliche Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche, Walnüsse und Edelkastanien. Weiter hinauf an den Abhängen, die der Sonnenglut ganz ungehindert ausgesetzt sind, reiht sich Weinberg an Weinberg. Dicht an dem Rhein liegt eine ganze Reihe freundlicher Dörfer und Städtchen, von denen fast jedes einige alte Herrensitze mit großen Parks aufweist. Ein Kranz von prachtvollen Landhäusern umsäumt auf weite Strecken den Strom und wird nur ganz selten von einer Fabrikanlage unterbrochen. Die Haupterwerbsquelle des Rheingaus bildet der Weinbau. Der Rheingau ist ein Weingau. Sorgfältig wird der Boden der Weinberge mit schweren Hacken tief gelockert und alles Unkraut vernichtet. Der Dung muß in Kiepen oder Körben auf dem Rücken zwischen die Reihen der Rebstöcke getragen werden. Von Zeit zu Zeit ist der Weinberg auch zu schiefern, das heißt, man zerschlägt den Schiefer in kleine Stücke und streut diese in die Nähe der Trauben- stöcke, um dem Boden neue Nährsalze zuzuführen. Außerdem ver- schluckt der dunkle Schiefer viel Hitze und erwärmt dadurch den Boden beträchtlich. Auf steilen Abhängen errichtet man Mauern, damit der Regen den Boden nicht hinabschwemmt. An Eichenpfählen oder an Drähten werden die Reben festgebunden, um ihnen eine Stütze zu geben. Mit kundiger Hand und scharfem Schnitt muß im Frühjahr das überflüssige Rebholz entfernt ‘werden, weil sonst der Weinstock viele Ranken und Blätter, aber keine Blüten und Trauben erzeugen würde. Vor zahlreichen Schädlingen, die sich leider in den letzten Jahren ununterbrochen mehren, hat der Winzer seine Reben zu schützen. Der Wurzel droht die Reblaus, und zu ihrer Vernichtung hat die Regierung eine ständige Kommission ernannt. Von der Reblaus befallene Weinberge werden ganz ausgehauen, der Boden wird mit Erdöl getränkt, um das schädliche Insekt zu vernichten, und außerdem dürfen erst nach einigen Jahren wieder Reben darin angepflanzt werden.
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