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1. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 325

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
325 galizischen Flöße, die im Weichsellande Traften heißen. Ich will es versuchen, eine solche Traft zu beschreiben. Die Grundlage und das, was darauf den kaufmännischen Wert darstellt, bilden aneinander ge- reihte Baumstämme, gewöhnlich Nadelholzbäume; sie werden zusammen- gehalten durch ein paar mit langen und breitköpfigen Nägeln darauf geheftete dünnere Stämme. Diese Verbandhölzer heißen Kleisten oder Kleeste; das Ganze wird eine Tafel genannt. Die Tafeln wieder find durch gewundenes Holz (Weeden) miteinander verbunden. Ihrer viele bilden in ihrer Gesamtheit die Traft. Selbstverständlich sind die Tafeln so miteinander verknüpft, daß die Traft um vieles länger als breit ist. Am vorderen und am Hinteren Ende der Traft liegen auf Stützen die sehr langen und schweren Ruder, die eigentlich Bäume sind. An jedem Ende befinden sich gewöhnlich fünf Ruder. Jedes wird geführt von einem Floßknecht oder Flissen. Der Mann führt das Ruder stehend, hat aber, um sich einmal ausruhen zu können, ein Bänkchen, bestehend aus einem kurzen Pfahl mit einem daraus befestigten kleinen Brett. Wenn man die Leute bei der Arbeit sieht, erscheint es einem, als tauchten sie die gewaltigen Ruderbäume immer nur ganz gleichmäßig senkrecht ins Wasser ein; sie lenken aber damit doch das Floß, während die Hauptarbeit, die des Vorwärtsbringens, der Strom verrichtet. Gern tut er's vielleicht nicht; aber er tut's. Mitunter wird er doch einmal unwirsch und reißt trotz Kleisten und Weeden das ganze Tafelwerk auseinander. Das kann zu Ungelegenheiten Anlaß geben; denn wenn zugleich mehrere Traften zerrissen werden, kann niemand nachher mit voller Sicherheit mehr sagen, wem ein oder das andere Stück Holz gehört. Auf der Traft sind ein paar Strohhütten oder vielmehr kleine Strohdächer angebracht, unter die sich die Floßknechte verkriechen können, uni annähernd trocken zu liegen. Denn auch wenn keine Niederschläge von oben kommen, ist es auf der Traft immer sehr naß. Das Wasser kommt auch von unten und überflutet beständig die Tafeln; daher ist hier und da bei den Strohhüttchen, die auch einen Unterbau haben, ein erhöhtes Plätzchen angelegt, auf dem man hocken kann, ohne nasse Füße zu bekommen, wenn man darauf überhaupt etwas gibt. Den Liebhabern der Kneippkur kann der Aufenthalt auf der Traft nicht genug empfohlen werden. Es sei aber bemerkt, daß einige Übung dazu erforderlich ist, um sich mit Sicherheit auf der Traft zu bewegen. Run, diese haben die Leute, die da zu Hause sind, sich angeeignet, und auch >
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