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1. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 337

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
337 Ja, am Tage war es schon wunderschön hinter den grünen Laub- gardinen der alten Kastanie. Zuweilen kam eine ganze Horde Sperlinge, die tollten in dem Zweigwerk herum, schalten und bissen sich und jagten sich halb aus Ernst und halb aus Spaß. Vater und Mutter erzählten den Kindern von der großen, schwarzen Katze, die im Pastorengarten des Abends herumschlich, vom Igel, der so gern Vogeleier und junge Vögel fraß, und von dem großen Jagd- hunde des Pastors, der aber nur bellte und nie biß. Aber ängstlich wurde ihnen, wenn sie von Sperbern und Habichten erzählen hörten, die aus der Luft herab auf die Vögel stoßen und sie zerkrallen und nackt rupfen und dann auffressen. Und unheimlich wurde es, wenn die Nacht kam, wenn sie halb schon im Schlafe allerlei seltsame Geräusche hörten und mitunter spürten, wie das Herz der Mutter stärker klopfte und lauter schlug aus Angst und Sorge um die Kinder. — — — Eines Tages sagte der Vater einmal leise zu der Mutter: ,,Jch glaube, wir können es schon einmal versuchen." Die Mutter sah ihre drei Kinder zweifelnd an. Aber diese hatten erraten, wovon die Eltern sprachen, und riefen: „O ja! o ja! lehrt uns fliegen, wie ihr fliegen könnt. Wir wollen auch gut aufpassen." Der älteste von ihnen, der zuerst aus seiner Eischale gekrochen war, stieg kühn auf den Rand des Nestes, schlug kräftig mit den Flügeln und —-------------war plötzlich ver- schwunden, ehe der Vater herzufliegen und ihn zurückhalten konnte. Mit Gesichtern voll Schrecken saßen die Eltern da und wagten nicht sich zu rühren. Dann hörten sie aus der Tiefe ein klägliches ,,Piep! Piep!" — ,,Bleibt still im Neste, bis ich wiederkomme!" rief die Mutter ihren zwei Kindern zu, dann schwang sie sich hinab in die Tiefe, um ihr gestürztes Kind zu suchen. Der Vater folgte ihr sogleich. Mitten auf einem geharkten Wege lag der Kleine und konnte nicht von der Stelle. Von allen Seiten besahen ihn die Eltern, bis sie den Schaden fanden. „Er hat ein Bein gebrochen," sagte der Vater leise zu der Mutter- „Da ist nichts zu machen. Er wird wohl sterben." Ach, wie traurig wurde die Mutter, als sie das hörte! Gerade ihr Liebling war es, der aus dem Neste gestürzt war. Sie fing Fliegen für ihn, sie suchte ihm Körnlein und pflegte ihn, so gut sie konnte. Da kam auf einmal etwas durch die Büsche geraschelt. Zwei große Augen sahen auf den jungen Buchfink hernieder, ein großes Maul tat sich auf. Erschrocken flogen die Alten davon. Und der Kleine, der sich Beeiden st ein, Mittelschullesebuch Ii. 22
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