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1. Neuntes Schuljahr - S. 124

1912 - Halle a.S. : Schroedel
nämlich die Bestandteile der Atmosphäre im richtigen Gleichgewichte zu erhalten, hat zwar die gesamte Pflanzendecke der Erde, in erhöhtem Grade aber kommt sie dem Walde zu. Das tritt am deutlichsten hervor, wenn Felder und Wiesen abgeerntet sind und der sonstige niedere Pflanzenmuchs gegen Ende des Sommers seinen Abschluß gefunden hat. Dann sucht der Bewohner der Ebene die Sommerfrische im waldbedeckten Gebirge auf, um hier Erholung und Stärkung zu finden. Und nun kommen wir auf einen Punkt, der noch viel zu wenig gewürdigt wird: Die Bedeutung des Waldes einerseits für die Erholungsuchenden und anderseits für die Gebirgsbe- wohner. Er ist der Magnet, der den gewaltigen Strom der Tausende von Wandrern, der für die Gebirgler eine ganz erhebliche Einnahmequelle bildet, alljährlich nach den Bergen zieht. Oder glaubt man wirklich im Ernst, daß — wären zum Beispiel die Thüringer Berge und der Harz ohne Wald — es auch nur einem einzigen Reisenden einfallen dürfte, in den kahlen, sonnendurchglühten Bergen herumzusteigen, oder daß nur eine einzige Familie in dem nackten Gestein ihre Sommerfrische auf- schlagen, ein Gasthaus, ein Bad dort seine. Pforten öffnen würde? Jene ganz bedeutende Einnahmequelle, mit welcher die Gebirgler rechnen müssen, würde sehr bald versiegen und das nackte Bergland über lang oder kurz von seinen Bewohnern verlassen werden. 6. Von kurzsichtigen Leuten hört man nun oft die Ansicht aussprechen, daß man bei den jetzigen Verkehrsmitteln den einheimischen Verbrauch leicht und vollauf durch Zufuhr aus dem Auslande befriedigen könne, wenn auch in Deutschland die Waldfläche noch mehr zurückgehe und der inländische Bedarf an Holz nicht mehr aus den vaterländischen Wäldern gedeckt werden könne. Ja, zurzeit wohl noch, aber nicht für alle Zukunft. Denn man wolle bedenken, daß in den Ländern, aus denen wir jetzt noch Holz beziehen (hauptsächlich Rußland und Skandinavien) die Wälder rück- sichtslos niedergeschlagen werden, daß dort vielfach der reine Raubbau ge- trieben wird, der mit einer Erschöpfung der Waldungen in absehbarer Zeit endigen muß. Schon jetzt macht sich in Rußland, dessen Waldungen sehr ungleich über das Land verteilt sind, in verschiednen Gouvernements ein empfindlicher Holzmangel fühlbar, während im russischen Norden noch Über- fluß herrscht, der aber wie aller Überfluß zur Verschwendung führt. Auch in Norwegen sind die Wälder durch rücksichtslose Ausbeutung schon stark ge- lichtet, und in der ungarischen Tiefebene zeigt sich bereits Holzmangel, wäh- rend von dem waldarmen, europäischen Westen und Süden überhaupt keine Zufuhr zu erwarten ist. Diese Länder (England, Frankreich, Italien) beziehen schon längst ihr Holz aus dem Norden. Mit dem Hinweis auf die Kohlenlager macht man den Wald auch nicht überflüssig. Aller Bergbau ist nicht nachhaltig, und wo nichts hinzu- kommt, muß die Ausbeute endlich aufhören. Deutschland besitzt sieben
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