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1. Teil 3 - S. 155

1907 - Halle a.S. : Schroedel
155 >— war in den letzten Tagen belebter als je und bedeckt mit hungrigen und durstigen Wandrern, welche jedoch weniger dem Nährstande als dem Wehr- stande angehörten. Es nutzte irgendwo in der Welt irgend etwas vorge- fallen sein, was das gefährliche, sehr gefrätzige und sehr durstige Volk der Landsknechte, Reiter und Abenteurer mehr als gewöhnlich in Bewegung gebracht hatte. Und so war es auch. Ein kriegerisch Spiel war zu Ende, und ein andres sollte beginnen, und die Karten dazu waren bereits gemischt und ausgegeben worden. Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig hatte wieder einmal seine gute Landesstadt Braunschweig hart belagert und die Belagerung aufgehoben, ohne der Stadt viel abzugewinnen. Herzog und Stadt zahlten ihre Knechte und' Reiter aus, und das zusammengelaufene Volk im Lager und in den Wällen erhob sich summend und flog auseinander wie ein Schwarm Hummeln und Hundsmücken, wenn der Honigtopf zugedeckt wird. Von dem versammelten Volke blieb unter dem Herzog Jürgen von Mecklenburg ein wilder Schwarm beisammen. Ein grotzer Teil aber der herzoglichen und städtischen Rotten zerstreute sich auf allen Landstratzeu des heiligen römischen Reichs deutscher Nation. Der Wirt zum Magdeburger Kranz, Hans Rolle, mochte aber mit bester Hoffnung nach guter Kundschaft ausschauen; denn es war bestimmt, daß um die Stadt Magdeburg sich alle die zerstreuten Atome der bei Braunschweig auseinandergesprengten Heeres- massen wieder sammeln und zu neuem Unheile sich zusammenfügen sollten. 2. Gute Kundschaft für den Wirt Hans Nolle näherte sich schon gleich einem Krähenschwarme mit großem Geschrei; sie marschierte nach dem Gequiek einer Querpfeife, welche ein blutjunges Bürschlein keck und frech dem wunderlichen Haufen voranblies. Einem Krähenschwarme gleich, wel- cher sich mit Tumult auf einer Weide am Wege niederläßt, schlug sich dieser Schwarm abgedankter Söldner vor der Stratzenschenke zum Magde- burger Kranz nieder. Der Wirt aber schrie nach seinem Weibe, nach seiner Magd, seiner Tochter, seinem Knecht und Jungen; denn nun waren alle Hände der Wirtschaft zur Bedienung nötig, wenn der ungebärdige Haufe nicht Tische, Stühle, Bänke und Fenster zerschlagen sollte. Die in der niedern Schenkstube Anwesenden aber sahen einander ziemlich scheu an, und jeder schien bei sich zu überlegen, ob es nicht das Veste sein werde, wenn mau schnell seinen Krug austrinke und schleunigst sich davonmache, ehe der wüste Haufe anstürme. Die Neugier spricht jedoch in solchen Fällen ein zu großes Wort mit und überwindet nur allzu häufig den Verstand. So auch jetzt; Schneider, Metzger, Hausierer und Bettelmann tranken nicht aus, sondern rückten in ihrer'ecke, an ihrem Tische nur ein wenig dichter zusammen und horchten mit gesenkten Köpfen, wie der Wirt unter der Tür, wo des Metzgers erhandeltes Kalb an einen Pfosten gebunden war, die Ankommen- den begrüßte. 3. Selten hatte wohl eine auf der alten Hanse- und Levantestraße
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