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1. Teil 3 - S. 417

1907 - Halle a.S. : Schroedel
417 vom Monde trennt, und wie mancher hat nicht als Seemann oder Weltreisender viel größere Strecken zurückgelegt! Etwa dreißig Erdkugeln aneinander gereiht würden eine Brücke bis zum Monde bilden, während etwa fünfzig Monde erst eine Erde ausmachen würden. Die ganze Oberfläche des Mondes ist nicht größer als Amerika, und die uns zugekehrte Mondseite ist etwa doppelt so groß als Europa. Schon ein gewöhnliches Fernrohr zeigt uns, daß der Mond nicht eine glatte Kugel, sondern fast ganz von zerklüfteten Berg- zügen bedeckt ist, bei denen die Form der großen Ringgebirge und der kleinern Krater vorherrschend ist. Man führt diese Erscheinungen auf gewaltige und regelmäßig wiederholte vulkanische Ausbrüche zu- rück. Sicher ist wohl auch, daß ihm eine der unsern ähnliche Luft- hülle fehlt, und daß kein Wasser oder eine andre Flüssigkeit auf ihm zu finden ist. 3. Lassen wir uns nun auf einer der höchsten Spitzen eines Mond- gebirges nieder — und erwarten den Sonnenaufgang. Eine Dämmerung und ein Farbenspiel wie auf der Erde fehlt hier ganz, weil cs keine Atmosphäre mit strahlenbrechender und lichtzerstreuender Wirkung oder mit Wetterbildung gibt. Dagegen dauert es wegen der lang- sameren Umdrehung des Mondes fast eine Stunde, bis sich die Sonne ganz über den Horizont erhebt. Sie selbst erscheint von einem pracht- vollen Strahlenglanze umgeben, der bei uns als Korona nur bei totalen Sonnenfinsternissen sichtbar wird, und zeigt einen länglichen Licht- schimmer auf beiden Seiten, das sogenannte Zodiakallicht. Ihre blen- denden Strahlen fallen ungeschwächt von dem schwarzen Horizont zunächst auf die Gipfel der Berge, während Täler und Tiefen noch in dunkle Finsternis gehüllt bleiben und selbst die Schatten der Berge tiefschwarz sind. Ebenso tiefschwarz erscheint der Himmel, der uns wie ein bodenloser Raum umgibt, in dem die Sterne als grell leuchtende Punkte hervortreten. Da die Bewegung des Mondes neunundzwanzig- mal langsamer ist als die der Erde, so sehen wir erst nach zwölf Stunden die östliche Seite unsers Kratergebirges silberweiß und blendend er- hellt, während westlich in jähem Gegensatz alles, was nicht direkt be- leuchtet wird, in rabenschwarze Nacht gehüllt ist. Erst nach 175 Stun- den erreicht die Sonne ihren höchsten Stand, und nun übersehen wir eine weite Landschaft, die wüst und leer ist. Keine Spur von Leben, kein Tier und keine Pflanze ist zu sehen, und kein Laut dringt zu unserm Ohr. Nackt und öde breiten sich große Flächen von aschen- artigem Ansehen aus, und aus ihnen erheben sich die bezeichneten Kraterbildungen, deren Randwälle oft viele Meilen, etwa soweit wie von Dresden nach Leipzig, voneinander entfernt sind, während die kleinsten Krater etwa unserm Vesuv gleichkommen. Einzelne Bergspitzen er- Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. Teil Iii. 27
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