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1. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 218

1910 - Halle a.S. : Schroedel
218 im Wirtshause zechten und sich lustig machten, erzählten sie die ganze Geschichte, und Montags morgen, als sie anfuhren, war kein Öl mehr auf der Lampe, und sie mutzten nun jedesmal wieder wie die andern frisch aufschütten. Brüder Grimm. 122. Die Roßtrappe. 1. In jenen finstern Zeiten, wo noch Riesen und Zwerge und Zau- berer auf der Erde wohnten, hauste im Böhmerwalde ein Recke, Vodo genannt, der Riesen allerstärkster und gewaltigster. Die Völker der Franken und Böhmen beugten sich seiner Macht und gehorchten seinen Winken und Befehlen. Niemand wagte es, seinem Willen zu widerstreben. Einst sah er die schöne Emma, die Tochter des Königs vom Riesen- gebirge, und ihre Anmut und Lieblichkeit gefielen ihm so sehr, datz er sie zu seiner Gemahlin zu erheben beschlotz. Emma aber lachte des unge- schlachten Recken, und er konnte sie nicht bewegen, ihm freiwillig ihre schöne Hand zu reichen. Da dachte er denn auf List und Gewalt und beschlotz, bei erster Gelegenheit die Königstochter zu rauben. 2. Eines Tages jagte Emma auf ihrem vogelschnellen Rosse in den Schluchten und Tälern des Gebirges, und Bodo bemerkte es. Sofort sattelte er seinen Hengst, schwang sich hinauf und schwur bei allen bösen Geistern, die Prinzessin zu fangen, selbst mit Gefahr seines Lebens. Schnell wie der Sturmwind brauste er heran. Emma, in ihrer Jagdfreude, be- merkte das Nahen des Unholdes nicht, bis sie endlich seinen Hengst schnauben hörte, sich umsah und zu ihrem Schrecken den Riesen erblickte, der sich bereits auf eine kurze Strecke ihr genähert hatte. Wenn sie sich nicht gutwillig ergeben wollte, so nutzte sie ihr Heil in der Flucht suchen. Der Riese, seines Fanges schon sicher, jauchzte laut vor Freuden; Emma aber vertraute auf die Schnelligkeit ihres Rosses. ,,Fliege hin, mein Rötz- lein!" sagte sie, indem sie ihm freundlich den blanken Hals klopfte, „fliege hin und säume nicht; denn jetzt gilt es Tod oder Leben deiner Herrin." 3. Und indem sie dem edlen Zelter die Sporen in die Weichen drückte, setzte sie sich fester in den Sattel und flog dahin wie von den Schwingen eines Adlers getragen. Schon flogen die letzten Berge des Riesengebirges vorüber, und fort ging es weiter und weiter über weite Ebenen, über Bäche und Flüsse, über reitzende Ströme. Da steigen schon die Berge des Thüringer Waldes, empor. Im Ru sind sie erreicht. Hinauf, hinab braust das Rotz in vollem Jagen. Ohne zu ermatten, rennt es weiter und weiter über fruchtbare Fluren dem Harze zu. Endlich steht es still. Vor ihm gähnt ein Abgrund, wohl 300 Meter tief, Felsen hüben und drüben, in entsetzlicher Schroffheit senkrecht abfallend in die Tiefe. Von unten her dringt ein entsetzliches Rauschen in die Höhe. Die Wellen der
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