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1. Teil 4 - S. 13

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
13 um dieselbe Riesenarbeit hier von neuem zu beginnen. Ruch hier gab es kein Wasser, Eis noch viel weniger, und die Hitze war groß. Dazu überstieg der Krankenbestand an diesem kleinen Ort anfänglich 6000 Mann,- die Kirche war mit verwundeten überfüllt, Frau Simon schreibt darüber: „Ls ist rührend, wie die Rrzte und das ganze Sanitätspersonal es sich angelegen sein lassen, die Leidenden aus der Kirche herauszutragen auf den Friedhof in die frische, milde Luft, an ein sonniges Plätzchen — und sie sorgsam in ihre Decken hüllen oder letztere neben ihnen aufhängen, damit sie vor jedem Zug geschützt sind. Manchem haben sie das Lager auf einem Leichensteine zurechtgemacht. Da liegen nun Deutsche und Franzosen, die sich eben noch wütend bekämpft haben, friedlich nebeneinander aus einem Friedhofe, sie, die Lebenden, die erst ihr Leben so freudig eingesetzt und es jetzt doch nicht lassen mächten, unter den Toten, vorüber ist alle irdische Leidenschaft,- hier herrscht Friede und Versöhnung." So setzte die mutvolle Frau während des ganzen Krieges ihre opfer- willige Tätigkeit fort, vor Sedan wie vor Paris, überall zur rechten Zeit eingreifend, überall mit klarem Blick die nächsten Bedürfnisse erkennend, für deren Befriedigung ihr praktischer Zinn und ihre rasche Entschlossenheit auch stets Mittel und Wege zu finden wußte. Den größten Gefahren trotzte sie mit unerschrockenem Mut. von dem Umfange ihrer Rrbeiten und psiichten kann man sich kaum eine Vorstellung machen. In der Nähe von Paris hatte sie eine Verpflegungsstation errichtet und versah hier in der Zeit vom 10. Oktober bis zum 25. November mehr als 63000 Mann mit Suppe und Fleisch und 17500 Mann mit Kaffee. Rußerdem aber errichtete sie noch Passantenlazarette, in denen während derselben Zeit 4941 Kranke und verwundete aufgenommen und verpflegt wurden. Rls endlich der Friede geschloffen wurde und auch Frau Simon, begleitet von den heißen Segenswünschen Tausender, in die Heimat zurückkehrte, da ging sie sogleich an die Rusführung des planes, den ihre edle Seele inmitten aller Schrecken des Krieges gefaßt hatte: sie gründete eine Heilstätte für deutsche Invaliden und alleinstehende Kranke, zugleich eine Lehranstalt für Krankenpflegerinnen. Das dankbare Vaterland unterstützte fteudig das Werk. Mein nur kurze Zeit war es ihr vergönnt, ihre Schöpfung emporblühen zu sehen. Rm 20. Februar 1877 entriß der Tod sie ihrem schönen Wirkungskreise. Noch am Tage vor ihrem Tode hatte die edle Königin Tarola von Sachsen an ihrem Krankenlager gestanden, und die Träne im Rüge der hohen Frau bezeugte, wieviel sie in der Sterbenden verlor. „Nicht müde werden!" — hatte diese so oft auf den Schlachtfeldern wie an den Krankenbetten des Lazaretts ihren braven Mertinerinnen zugerufen, und nun war für sie selbst die Nacht gekommen, da sie müde das Haupt neigte. Ihr Rndenken aber bleibt in Segen, denn an ihr erfüllte sich das Wort der Schrift, daß die Edlen „rubeu von ihrer Rrbeit, und ihre Werke folgen ihnen nach". Rudolf Bunge.
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