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1. Teil 4 - S. 122

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
122 im entlegenen Grenzort die große Idee in die Seele, daß er zuerst zum Besten seines Königs und des Landes zu leben und zu arbeiten habe. Als die Provinz Preußen im Siebenjährigen Kriege gezwungen wurde, der Kaiserin Elisabeth zu huldigen, und mehrere Jahre dem russischen Reiche einverleibt blieb, da wagten die Beamten der Landschaft dennoch unter der fremden Armee und Regierung ins- geheim für ihren König Geld und Getreide zu erheben, große Kunst wurde angewendet, die Transporte durchzubringen. Viele waren im Geheimnis, nicht ein Verräter darunter, verkleidet stahlen sie sich mit Lebensgefahr durch die russischen Heere. Und sie merkten, daß sie geringen Dank ernten würden; denn der König mochte seine Ostpreußen überhaupt nicht leiden, er sprach gering- schätzig von ihnen, gönnte ihnen ungern die Gnade, die er andern Provinzen erwies, sein Antlitz wurde zu Stein, wenn er erfuhr, daß einer seiner jungen Offiziere zwischen Weichsel und Memel geboren sei, und nie betrat er seit dem Kriege ostpreußisches Gebiet. Die Ostpreußen aber ließen sich dadurch in ihrer Verehrung gar nicht stören, sie hingen mit treuer Liebe an dem ungnädigen Herrn. Wohl war es ein ernstes, oft rauhes Leben in des Königs Dienst, unaufhörlich das Schaffen und Entbehren, auch dem Besten war es schwer, dem strengen Herrn genug zu tun, auch der größten Hingebung wurde ein kurzer Dank, war eine Kraft abgenutzt, wurde sie vielleicht kalt beiseite geworfen. Ohne Ende war die Arbeit, überall Neues, Angefangenes, Gerüste am unfertigen Bau. Wer in das Land kam, dem erschien das Leben gar nicht anmutig, es war so herb, einförmig, rauh, wenig Schönheit und sorglose Heiter- keit zu finden. Und wie der frauenlose Haushalt des Königs, die schweigsamen Diener, die unterwürfigen Vertrauten unter den Bäumen eines stillen Gartens dem fremden Gaste den Eindruck eines Klosters machten, so fand er in dem ganzen preußischen Wesen etwas von der Entsagung und dem Gehorsam einer großen, emsigen Ordensbrüderschaft. Denn auch auf das Volk selbst war etwas von diesem Geiste übergegangen. Wir aber verehren darin ein unsterbliches Verdienst / Friedrichs Ii., noch jetzt ist dieser Geist der Selbstverleugnung das Geheimnis der Größe des preußischen Staates, die letzte und beste Bürgschaft für seine Dauer. Die kunstvolle Maschine, die der große König mit so viel Geist und Tatkraft eingerichtet hatte, sollte nicht ewig bestehen, schon zwanzig Jahre nach seinem Tode zerbrach sie; aber daß der Staat nicht zugleich mit ihr unterging, daß Intelligenz und Patriotismus der Bürger selbst imstande waren, unter seinen Nachfolgern auf neuen Grundlagen ein neues Leben zu schaffen, das ist das Geheimnis von Friedrichs Größe. Gustav Frey tag.
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