1912 -
Hannover
: Norddt. Verl.-Anst. Goedel
- Autor: Kippenberg, August, Rosteutscher, Waldemar
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mädchenmittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): Mädchen
130
berg in französische Hände, wir sind vom Feinde gedrängt, und wenn die
Gefahr nur etwas näher rückt, so bin ich in die Notwendigkeit versetzt,
mit meinen Kindern Memel zu verlassen. Der König wird sich wieder
mit dem Kaiser vereinigen. Ich gehe, sobald dringende Gefahr eintritt,
nach Niga. Gott wird mir helfen, den Kugenblick zu bestehen, wo ich
über die Grenzen des Neiches muß. Da wird es Kraft erfordern, aber
ich richte meinen Blick gen Himmel, von wo alles Gute und Döse kommt,
und mein fester Glaube ist: Er schickt nicht mehr, als wir tragen können.
Roch einmal, bester Vater: wir gehen unter mit Ehren, geachtet von
Kationen, und wir werden ewig Freunde haben, weil wir sie verdienen,
wie beruhigend dieser Gedanke ist, läßt sich nicht sagen. Ich ertrage
alles mit einer solchen Kühe und Gelassenheit, die nur Kühe des Ge-
wissens und reine Zuversicht geben kann. Deswegen seien Sie überzeugt,
bester Vater, daß wir nie ganz unglücklich sein können, und daß mancher,
mit Kronen und Glück bedrückt, nicht so froh ist, als wir es sind. Gott
schenke jedem Guten den Frieden in seiner Brust, und er wird noch
immer Ursache zur Freude haben. Koch eins zu Ihrem Troste, — daß
nie etwas von unserer Seite geschehen wird, das nicht mit der strengsten
Ehre verträglich ist und was mit dem Ganzen gehet. Denken Sie nicht an
einzelne Erbärmlichkeiten. Kuch Sie wird das trösten, das weiß ich, sowie
alle, die mir angehören.
Ich bin aus ewig Ihre treue, gehorsame, Sie innig liebende Tochter
und — gottlob, daß ich es sagen kann, da Ihre Gnade mich dazu
berechtigt — Ihre Freundin Luise.
61. Andreas Hofer.
1. Zu Mantua in Banden
der treue Hofer war,
in Mantua zum Tode
führt' ihn der Feinde Schar-
es blutete der Brüder Herz,
ganz Deutschland, ach, in Schmach und
Mit ihm das Land Tirol. jschmerz!
2. Die Hände auf dem Kücken
Kndreas Hofer ging
mit ruhig festen Schritten,
ihm schien der Tod gering,
der Tod, den er so manchesmal
vom Iselberg geschickt ins Tal
im heil'gen Land Tirol.
3. Doch als aus Kerkergittern
im festen Mantua
die treuen Waffenbrüder
die händ' er strecken sah,
da rief er aus: „Gott sei mit euch,
mit dem verratnen Deutschen Keich
und mit dem Land Tirol!"
4. Dem Tambour will der Wirbel
nicht unterm Schlägel vor,
als nun Kndreas Hofer
schritt durch das finstre Tor,-
Kndreas, noch in Banden frei,
dort stand er fest auf der Bastei,
der Mann vom Land Tirol.