1912 -
Hannover
: Norddt. Verl.-Anst. Goedel
- Autor: Kippenberg, August, Rosteutscher, Waldemar
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mädchenmittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Lage zu ziehen beabsichtigte, so blieb nichts übrig, als durch die genannte
Batterie die Stadt bombardieren zulassen,- da es nach 20 Minuten ungefähr
an mehreren Stellen bereits brannte, was mit den vielen brennenden
Dörfern in dem ganzen Schlachtkreise einen erschütternden Eindruck machte,
so ließ ich das Feuer schweigen und sendete den Oberstleutnant von
Bronsart vom Generalstabe als Parlamentär mit weißer Fahne ab, der
Krmee und Festung die Kapitulation antragend.
Ihm begegnete bereits ein bayrischer Offizier, der mir meldete,
daß ein französischer Parlamentär mit weißer Fahne am Tore sich
gemeldet habe. Der Oberstleutnant von Bronsart wurde eingelassen, und
auf seine Frage nach dem General en chef ward er unerwartet vor den
Kaiser geführt, der ihm sofort einen Brief an mich übergeben wollte.
Da der Kaiser fragte, was für Aufträge er habe, und zur Kntwort
erhielt, „Krmee und Festung zur Übergabe aufzufordern", erwiderte er,
daß er sich dieserhalb an den General von wimpffen zu wenden habe,
der für den blessierten Mac Mahon soeben das Kommando übernommen
habe, und daß er nunmehr seinen Generaladjutanten Keilte mit dem
Brief an mich absenden werde. Ts war 7 Uhr, als Heilte und Bronsart
zu mir kamen,- letzterer kam etwas voraus, und durch ihn erfuhren wir
erst mit Bestimmtheit, daß der Kaiser anwesend sei. Du kannst Dir den
Eindruck denken, den es auf mich vor allem und alle machte! Keilte
sprang vom Pferde und übergab mir den Brief seines Kaisers, hinzu-
fügend, daß er sonst keine Kufträge habe. Koch ehe ich den Brief öffnete,
sagte ich ihm: „Über ich verlange als erste Bedingung, daß die Krmee
die Waffen niederlege." Der Brief sängt so an: „N’ayant pas pn mourir
à la tête de mes troupes, je dépose mon épée à Votre Majesté“, alles
weitere mir anheimstellend.
Meine Kntwort war, daß ich die Krt unserer Begegnung beklage
und um Sendung eines Bevollmächtigten ersuche, mit dem die Kapitulation
abzuschließen sei. Nachdem ich dem General Keilte den Brief übergeben
hatte, sprach ich einige Worte mit ihm als altem Bekannten, und so
endigte dieser Kkt. — Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler
und gab Bismarck auf, zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache
kämen, ritt dann zu meinem wagen und fuhr hierher, auf der Straße
überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Trains begrüßt, die
überall die Volkshymne anstimmten. Ts war ergreifend! Klles hatte
Lichter angezündet, so daß man zeitweise in einer improvisierten Illu-
mination fuhr. Um 11 Uhr war ich hier und trank mit meiner Umgebung
auf das Wohl der Krmee, die solches Ereignis erkämpfte.
Da ich am Morgen des 2. noch keine Meldung von Moltke über
die Kapitulationsverhandlungen erhalten hatte, die in Donchery stattfinden
sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtfeld um 8 Uhr
ftüh und begegnete Moltke, der mir entgegenkam, um meine Einwilligung
zur vorgeschlagenen Kapitulatton zu erhalten, und mir anzeigte, daß
der Kaiser ftüh 5 Uhr Sedan verlassen habe und auch nach Donchery
gekommen sei. Da derselbe mich zu sprechen wünschte und sich in der