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1. Teil 4 - S. 241

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
241 Anstrengung volle drei Tage dazu. Damals galt sie allgemein als ein Wagstück, und man wettete mehr dagegen als dafür, daß es den Zürichern gelingen würde. Ein damals in Straßburg lebender Dichter, namens Johann Fischart, hat das Andenken an diese Fahrt der Züricher Bürger durch eine treffliche Dichtung frisch und leben- dig für die Nachwelt bewahrt. Sein Werk führt den Titel: „Das glückhafte Schiff von Zürich, artliche Beschreibung der ungewohnten und doch glückfertigen Schiffahrt etlicher Bürger von Zürich, auf das vielberühmte Hauptschießen gen Straßburg getan." Dieses Ehren- gedicht für die Züricher ist zugleich für unser ganzes deutsches Volk geschrieben, weil es uns zeigt, was wackere Männer durch Willenskraft und rüstiges Streben nach einem bewußten Ziele sowie einmütiges Zusammenwirken zu leisten vermögen. Wie ein roter Faden geht durch die ganze Dichtung der Gedanke: Wer wird fortan noch können sagen, daß Arbeit nicht könnt’ all’s erjagen. Noch ist die kurze Juniusnacht (20. Juni) nicht vorüber, noch funkeln die Sterne am Himmel, da besteigen dreiundfünfzig fröh- liche Bürger, sämtlich in Rosa und Schwarz gekleidet, mit ihnen sechs Spielleute — drei Trompeter, zwei Trommler und ein Pfeifer — das am Ufer der Limmat bereitliegende Boot. In der Mitte des Schiffleins dampft im gewaltigen ehernen Topfe der Hirsebrei, den die Züricher Hausfrauen in Milch gekocht und mit allerlei Zutaten gewürzt haben. Durch ein mit heißem Sande gefülltes Faß wird er vor frühem Erkalten geschützt. Auch mit frischgebackenen Semmelringen haben sich die Reisenden versehen, um sie unterwegs an verschiedenen Haltorten, besonders aber in Straßburg, unter die Jugend auszustreuen. Unter dem jubelnden „Glückauf!" der Volksmenge an den Ufern und den fröhlichen Klängen der Musik gleitet das Schifflein den reißenden Bergstrom, die Limmat, hinab in die Aar. Mit Sonnen- aufgang ist der Rhein erreicht. Da freuten sich die Reisegefährten, als sie den Rheinstrom rauschen hörten, und grüßten laut ihn mit Drommeten: „Nun han wir deine Hilf vonnöten! — Du Rhein mit deiner hellen Flut magst unser Schifflein fördern gut, leit es nach Straßburg, deiner Zier, strömst du doch gern vorüber ihr, weil sie dich freuet und entzückt, gleichwie der Stein den Goldring schmückt!" Der Rhein wand sich traulich um das Schiff, schlug vor Freu- den ans Gestade, rauschte und sang: Kippenberg, C 4. [©.] 16
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