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1. Teil 4 - S. 243

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
243 wird die Züricher Flagge, blau und silbern, am Maste aufgehißt, und das glückhafte Schiff läuft auf dem Straßburger Staden ein. Dort wartet die Menge, Kopf an Kopf gedrängt. Trompetentusch, Trommelwirbel und donnernde Willkommenrufe begrüßen die an- kommenden Gäste. Rings um sie tummelt sich die Jugend, um die ausgestreuten berühmten Züricher Semmelringe aufzufangen. Zwei Ratsherren empfangen die Gastfreunde; dann tritt aus den Reihen der letzteren der Obmann Kaspar Thomann hervor und spricht, auf den dampfenden Hirsebrei weisend: „Das soll euch zeigen, daß den Jungen noch nicht der Alten Kraft gebricht, daß wir den stolzen Rhein bezwungen und unsre Fahrt anher gericht’t; soll zeigen, daß am Rheingestade auf etlich' dreißig Meilen geschwind, droht euch vom Feind Gefahr und Schade, die Helfer treu zu finden sind; eh' daß ein Brei nur mög’ erkalten, und eh' ein Semmelring wird hart, dem stolzen Feind die Glatz' zu spalten recht nach der tapfern Vordem Art!" — Nun setzt sich der Zug in Bewegung, vorauf die Spielleute, die Straßburger Ratsherren und Festdamen, die Knaben im Festschmucke mit den Fähnchen, darauf die Züricher, in ihrer Mitte den Hirse- brei von stämmigen Schultern getragen, umgeben von Straßburger Bürgern zu Fuß und zu Pferde, während der Pritschmeister Mühe hat, die neugierig und naschlustig sich hinzudrängende Jugend mit klatschenden Pritschenschlägen fern zu halten. So geht's unter dem brausenden Jubel des Volkes bis in die Judengasse nach der Zunft- stube der Maurer, wo Ammeister und Stadtrat die Gäste beim köstlich bereiteten Mahle erwarten. Als erstes Gericht wird der Hirsebrei aufgetragen, und siehe da, er ist noch so warm, „daß mancher sich gewundert hat, wenn er am Mund ihm brennen tat!" Erst nach Mitternacht endete das fröhliche Gelage, dann wurden die Züricher von den Straßburger Ratsherren mit Fackeln nach ihrer Herberge geleitet. Nun folgten zwei Tage, reich an Festlichkeiten und Ehren- erweisungen für die Gastfreunde, darauf (23. Juni) unter einem Ehrengeleite der Straßburger die Heimfahrt zu Wagen durch die Elsässer Städte nach Zürich, wo sie (28. Juni) unter dem Jubel ihrer Mitbürger mit ihren gewonnenen Preisfähnchen und den zum Gedächtnis des Festes geprägten Schaumünzen eintrafen. Dies war die Hirsebreifahrt der Züricher, von der Johann Fischart sagt: „Wer künftig wird den Rhein befahren, der soll auch euer Lob nicht sparen 16*
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