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1. Teil 4 - S. 366

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
366 Wohlstand und Macht", das lehrt uns das Emporkommen gerade dieses Nordens unseres Vaterlandes aus den früheren ärmlichen Zuständen besonders vernehmlich. Dem Wirtschaftsfortschritt dieses Raumes vor allem, gar nicht bloß der politischen Vorrangstellung Preußens ist es bei- zumessen, daß das Schwergewicht des neudeutschen Reiches im Nordosten liegt. Bis tief ins Mittelalter konzentrierte sich das geistige Leben, das Rufblühen größerer Gemeinwesen hauptsächlich auf den Südwesten Deutschlands. Nunmehr ist die Pflege von Runst und Wissenschaft bis in unsere östlichsten Grenzmarken vorgedrungen, und große wie mittlere Städte sind über unser ganzes Tiefland verteilt. Sie ordnen sich namentlich in drei Reihen. Eine verfolgen wir von Rachen über Leipzig bis ins Vorland der Sudeten,- sie hält sich in der Nähe des Gebirgsfußes, wo der Boden der Niederung tonhaltiger, deshalb fruchtbarer ist, und nutzt den Marktvorteil aus, wie er sich überall darbietet durch den Erzeugungs- gegensatz zwischen Gebirge und Ebene. Eine zweite fällt in die große mittlere Verkehrsachse, die zugleich ein Stück der gesamteuropäischen von Paris über Moskau ausmacht: sie besteht vorzugsweise aus Brückenorten wie das steinalte, doch ewig jugendfrische Röln, Hannover, Magdeburg, der natürliche Hauptmittelpunkt des Verkehrs der Nordostniederung Berlin, ferner Frankfurt a. 0., Posen. Die dritte befaßt die Rüstenstädte, die erst durch den Raiser Wilhelm-Ranal an einen einheitlichen, rein deutschen Schiffahrtsweg gelangten. Sie waren zum guten Teil schon zur Hansezeit Deutschlands Stolz als Organe seines Überseehandels nach England, Skandinavien, Rußland. Bei vorzugsweiser Richtung dieses Seeverkehrs über das Baltische Meer mußte Lübeck das Venedig des Hansebundes werden. Nun schaut unser weltumspannend gewordener Handel natur- gemäß zumeist gen Nordwest, wo an Weser und Elbe die beiden Freien Hansestädte Bremen und Hamburg durch ihre tatkräftigen Bürgerschaften zu ersten Handelshäfen des europäischen Festlandes sich entwickelten, was wäre Deutschland ohne Bremen und Hamburg! Rber auch was wären diese ohne Deutschland mit seiner riesenhaften Rrbeitsleistung, mit seinem machtvollen Reichsschutz! wir Deutsche im Reich gehören eben zusammen, nicht bloß durch uralte oder erst auf diesem Boden geknüpfte Verwandtschaftsbande und eine mehr denn tausendjährige gemeinsame Geschichte, nein vor allem durch unser Vaterland. Das haben wir zu Nutz und Frommen friedlichen Schaffens gemeinsam zu schirmen durch unser starkes Heer, und an der allertreuesten unserer Grenzen, an der Rüste, durch unsere endlich erlangte, zugleich der Rauffahrerftotte unter schwarz-weiß-roter Flagge auf allen Meeren der Welt als Schild dienende herrliche Rriegsflotte. Rber dies Vaterland fordert nicht bloß unser einmütiges Zusammenhalten als die nötige Schutzseste unseres Daseins. Es heischt auch unsere Dankbarkeit. Ihm danken wir wertvolle Einheitszüge unseres Wesens, hinter denen alle kleinen Stammessonderungen zurücktreten: die ernste Zucht zu Rrbeit, Sparsamkeit und guter Sitte, den gemeinsamen Pulsschlag eines treuen Herzens. Klfred Kirchhofs.
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