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1. Teil 4 - S. 375

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
— 375 — Tag über was Besonderes vorging; die Menge schien nur da zu sein, um sich zu drängen, und die Zuschauer, um sich untereinander zu betrachten; denn das, woraus es eigentlich ankam, ereignete sich erst mit sinkender Nacht und wurde mehr geglaubt als mit Bugen gesehen. In jenen ältern unruhigen Zeiten nämlich, wo ein jeder nach Belieben unrecht tat oder nach Lust das Rechte beförderte, wurden die auf die Messen ziehenden Handelsleute von Wegelagerern, edlen und unedlen Geschlechts, willkürlich geplagt und geplackt, so daß Fürsten und andere mächtige Stände die Ihrigen mit gewaffneter Hand bis nach Frankfurt geleiten ließen, hier wollten nun aber die Reichsstädter sich selbst und ihrem Gebiet nichts vergeben; sie zogen den Rnkömmlingen entgegen. Da gab es denn manchmal Streitigkeiten, wie weit jene Geleitenden herankommen, oder ob sie wohl gar ihren Eintritt in die Stadt nehmen könnten. Unterdessen ritt die bürgerliche Raoallerie in mehreren Rbteilungen, mit den Oberhäuptern an ihrer Spitze, an jenen Tagen zu verschiedenen Toren hinaus, fand an einer gewissen Stelle einige Reiter oder Husaren der zum Geleit berechtigten Reichsstände, die nebst ihren Rnführern wohl empfangen und bewirtet wurden; man zögerte bis gegen Rbend und ritt alsdann, kaum von der wartenden Menge gesehen, zur Stadt herein. Zu dem Brückentore kamen die bedeutendsten Züge herein, und deswegen war der Rndrang dorthin am stärksten. Ganz zuletzt und mit sinkender Nacht langte der auf gleiche weise geleitete Nürnberger Postwagen an, und man trug sich mit der Rede, es müsse jederzeit, dem herkommen gemäß, eine alte Frau darin sitzen, weshalb denn die Straßenjungen bei Rnkunft des Wagens in ein gellendes Geschrei auszubrechen pflegten, ob man gleich die im wagen sitzenden Passagiere keineswegs mehr unterscheiden konnte. Unglaublich und wirklich die Sinne verwirrend war der Drang der Menge, die in diesem Rugenblick durch das Brückentor herein dem wagen nachstürzte; deswegen auch die nächsten Häuser von den Zuschauern am meisten gesucht wurden. Johann Wolfgang v. Goethe. 178. Weinlese am Rhein. ^^^Der Spätherbst zieht heran, die eigentliche Erntezeit am Rheine, yglllll die Zeit, in der hier ein doppeltes Leben, ja, eine neue Zeitrechnung beginnt; denn aller Wohlstand des Landes, alle Behaglichkeit des bürgerlichen Seins und Verkehrs erwächst dem Rheinland aus den Erträgnissen des herbstes. Rm ganzen Rhein wird der Beginn der Traubenlese, zwischen Rnfang Oktober und Ende November, je nach der Traubenreife wechselnd, von dem Grtsvorstande in Gemeinschaft mit den größeren Besitzern aus einen bestimmten Tag festgesetzt. Zeigen sich die Traubenstiele trocken und
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