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1. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 193

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
193 genommen, er sei ein Ordensbruder, solange er in unsern Räumen weile, und alle taten, als ob sie ihn nicht kenneten; kein Wort ward gesprochen von kaiserlicher Würde und Kriegstaten oder demütiger Huldigung. Er mußte einherwandeln wie wir andern auch, und daß er durch das nicht beleidigt war, des ist der Schutz- brief, den er beim Abzug über die Mauer hineinwarf, Zeuge.“ Weiter ward man einig: die Herzogin in Schwaben ist des Klosters Schirmvogt und gilt in seiner Eigenschaft als wie ein Mann. Und wenn in unserer Satzung streng verboten ist, daß ein Weib den Fuß über des Klosters Schwelle setze: man kann sie ja darüber tragen. Der Abt pflog noch eine lange flüsternde Verhandlung mit Gerold dem Schaffner wegen des Vesperimbisses; dann stieg er von seinem Steinsitz und zog mit der Brüder Schar den Gästen entgegen. Die waren draußen schon dreimal um des Klosters Um- friedung herumgeritten und hatten sich mit Glimpf und Scherz des Wartens Ungeduld vertrieben. In einer eintönigen Tonweise kamen die schweren Klänge des Lobliedes auf den heiligen Benediktus aus dem Klosterhofe zu den Wartenden gezogen, das schwere Tor knarrte auf; heraus schritt der Abt; paarweise, langsamen Ganges der Zug der Brüder; die beiden Reihen erwiderten sich die Strophen des Hymnus. Dann gab der Abt ein Zeichen, daß der Gesang verstumme, und eröffnete die Bedingung, die auf den Eintritt gesetzt. Da sprach Frau Hadwig lächelnd: „Solange ich den Zepter führe in Schwabenland, ist mir ein solcher Vorschlag nicht gemacht worden. Aber Eures Ordens Vorschrift soll von uns kein Leides geschehen. Welchem der Brüder habt Ihr’s zugewiesen, die Landes- herrin über die Schwelle zu tragen?“ Da sprach der Abt: „Das ist des Pförtners Amt, dort steht er.“ Mutig sprang sie aus dem Bügel, trat auf den Pförtner zu und sprach: „So tut, was Eures Amtes!“ Ekkehard umfaßte mit starken Armen die Herzogin, und fröhlich schritt er unter seiner Bürde über die Schwelle, die kein Frauenfuß berühren durfte, der Abt ihm zur Seite. Kämmerer und Dienst- mannen folgten, hoch schwangen die dienenden Knaben ihre Weih- rauchfässer, und die Mönche wandelten in gedoppelter Reihe, wie sie gekommen, hinterdrein, die letzten Strophen ihres Lobliedes singend. Als Ekkehard im kühlen Klostergange seine Bürde mit schüch- ternem Anstand abgesetzt hatte, brachten zwei Brüder eine Truhe Sretben stein, Mittelschullesebuch Iv. Hessen-Nassau. 13
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