1913 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Breidenstein, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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schafft hatte, niederlegte. In wenigen Jahren brachte er es dahin,
daß er einen Landfrieden verkünden konnte, nach dem ein jeder,
der sein oder der Seinen Feind sei, als der Feind aller betrachtet
und verfolgt werden sollte. Doch würde alles nur vorübergehend
gewesen sein, hätte nicht der Kaiser, der selbst ohne Sohn war,
nach so trefflichen Proben von Tatkraft und durch neue Dienst-
leistungen gewonnen, dem Burggrafen das Kurfürstentum erblich
überlassen. Für die Mark und die Zollern ist der wichtigste Tag
ihrer älteren Geschichte der 18. April 1417, wo Kaiser Siegmund
auf dem Markt von Konstanz den Burggrafen feierlich belehnte,
ihm die Fahne mit dem Wappen der Mark in die Hand gab und
seine Huldigung als Kurfürst empfing.
Dem Lande entsprang daher die Aussicht, sich wieder auf-
zunehmen und in Zukunft wieder einmal etwas zu bedeuten. Dem
Hause der Zollern ward ein Schauplatz der Tätigkeit und des Ruhmes
eröffnet, der ihrer Kräfte würdig war und diese selbst hervorrufen
mußte
Kurfürst Friedrich 1. und seine beiden Söhne Friedrich Ii. und
Albrecht, genannt Achilles, gemahnen an die sagenhaften Heroen
des Altertums, die, aus der Ferne in fremde Lande kommend, den
eingeborenen Stämmen Ordnung und Zucht bringen und dadurch
ihre Macht begründen.
Wie oft hat Friedrich I. noch das Schwert ziehen müssen, um
den Frieden zu behaupten, den er gestiftet! Er hielt für erlaubt,
zu diesem Zwecke die Glocken der Kirchen in Kanonen umgießen
zu lassen. Die Mannhaftigkeit seines Wesens schloß eine Be-
schäftigung mit der Literatur nicht aus. Man weiß, daß er Petrarca
kannte und liebte; seine deutschen Lesebücher hat er wert genug
gehalten, um ihrer in seinem Testamente zu gedenken, ln den
kirchlichen und rechtlichen Angelegenheiten bewies niemand mehr
Einsicht und Mäßigung als Friedrich I.; in seinem Hause zu Basel
ist den Hussiten der erste Friedensgruß geboten worden.
101. Der Grotze Kurfürst ein Vorbild.
Kaiser Wilhelm Ii.
Meiner treuen Stadt Bielefeld und Meinen Ravensbergern habe
Ich beschlossen zum Dank für ihre Aufnahme und zur Erinnerung an
die jahrhundertelangen Bande, die sie mit Meinem Hause verbinden, und